Einer Einladung, das Umfeld der Bilsbek um Prisdorf kennenzulernen und ein Bisschen zu fachsimpeln, folgte ich gern. Das Norddeutsche Tiefland hält überall Überraschungen bereit.

Das Wetter liess sich besser als erwartet an – gut Wind, jagende Wolken, vor allem aber Sonne und (noch) keine Schauer.

Die Bilsbek, Straßenbrücke Prisdorf, Blick bachauf – ausgebauter und hart unterhaltener Kanal im Tide-Einfluss.
So fliesst bei Tideniedrigwasser und geringem Abfluss „von oben“ gleichförmig, nur zentimeterhoch das Wasser vor sich hin.
Die andere Seite: Angesichts nicht vorhandenen Sturmflutpumpwerks Pinnau im Elbe-Hauptdeich ist bei geschlossenem Sturmflutsperrwerk und höheren Gewässerabflüssen das Volllaufen der Auenräume regelhaft (was ja Auen mindestens einmal im Jahr eigentlich kennzeichnet(e)). – Der Klimawandel, begleitet von Meeresspiegelanstieg und höheren Spitzenniederschlägen (neben Überwärmung und Trockenheit bis Dürre), hat hoffentlich die Planung eines Sturmflutpumpwerks auch für das Sperrwerk Pinnau bereits anlaufen lassen. (?)
Wir gucken uns aufwärts gelegene Landschaft an.

Spannendes Kennenlernen, Auenlandschaft mit eingesprengten Moränen- (Mischwald) und Dünen-(ggf. Nadelbäume) -Einsprengseln.

Das – zur Zeit ziemlich trockene – Tal Richtung Bilsbek-Aue lässt das ursprüngliche Natur-Idyll erahnen. (Jetzt ist es – seit langem – ein menschengemachtes, anderes.)

Fehlende Baumbeschattung führt zu massivem Sumpfpflanzenwachstum am und im Bach, macht (oft allzu harte) Gewässerunterhaltung erforderlich.
Die Krux für den Mähkorbfahrer: Vor lauter Sumpfpflanzen kann der Bachlauf nur erahnt werden.

Uferverletzungen sind die Folge. Durchgängiges Mähen im gesamten Querschnitt hinterlässt eine biologische Wüste.

Belassene Sohlstruktur ermöglicht der Bilsbek, turbulent ihren schmalen Niedrigwasserquerschnitt zu entwickeln.

Rest-Charakteristika, Zeigerpflanzen des Bachs: Aufrechter Merk (Berle), Brunnenkresse, Wasserstern und mehr.

Weiter Blick über Auenlandschaft – die Bilsbek macht / hat Hoffnung auf mehr. Mit etwas Üben können die früheren, über die Jahrhunderte wechselnden Abflussrinnen noch erahnt werden.
Wer sucht, findet alte Karten, die die unterschiedlichen, wechselnden Fliesswege aufzeigen.
Was kann für Lebensraumverbesserung der Bilsbek, im Bach und Umfeld getan werden?
Eine Gesamtüberplanung mit Hintergrund der alten Schleifen wäre eine große Möglichkeit.
Dass schon Kleines – so Vorstehendes nicht angedacht würde – hilft, zeigen Übungen in Kooperation mit dem Wasserverband Pinnau – Bilsbek – Gronau an anderer Stelle.
Einiges bachauf der oben dargestellten Landschaft wurde auf Moräne bereits das Mindern übermäßiger Erosion mit Sandeintrag sowie Strukturgeben getestet.
Aus dem Tidebereich liegen ebenfalls Erfahrungen vor, z.B. vom Ohrtbrooksgraben, wo in zusätzlicher Absprache und tatkräftiger Hilfe mit den Grundeigentümern Mäandrieren angestoßen werden durfte. Schulklassen der Unterelbeschulen halfen hier maßgeblich bei der Entwicklung.
Auch im Tidebereich der Pinnau, Stadtgebiet Pinneberg, wurde experimentiert. Hier überraschte, dass selbst lediglich kegelförmig angelegte Kiesschüttungen („Ottersitzplatz an Brücken“) von Flussneunaugen als Laichplatz angenommen und speziell gestaltet wurden.

(Unterqueren der Bahn in Prisdorf) Was bleibt?
Den Bilsbek-Gemeinden Prisdorf, Kummerfeld, Ellerhoop ff. sowie weiteren beteiligten Zuständigen ist zu wünschen, dass die Schätze des Umfelds in ihrem Verbesserungsbedarf wahrgenommen und wertgeschätzt werden.
Ob „große Lösung“ oder Puzzle-artiges Vorgehen mit instream-Restaurieren, der Einsatz lohnt.
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