Gestern bei einem Besuch an der ländlichen und der städtischen Mühlenau, Pinnau-Einzugsgebiet, Schleswig-Holstein, erlebten interessierte Besucher, wie Lebensraumvielfalt verbessert, teils erst wieder geschaffen werden kann.

Das Ganze fand statt in einer – im wahrsten Wortsinn – spannenden Atmosphäre, Sonnenschein vor Gewitterfront.

Blütenmeer ungedüngter Gewässerrandstreifen. Auf der Silomahdwiese nebendran fand gerade der erste Schnitt statt.

Durch Einengen, Profilieren des Niedrig- und Mittelwasserprofils haben wir, der Bach in Hochwässern und Großlaicher in bereits mehreren Laichperioden ein neues, lebendiges Bachbett geschaffen: Aus breit, unstrukturiert und still wurde ein munteres Bächlein.
Die Gewitterfront „ritten“ wir beim Wechsel zwischen ländlichem und städtischem Raum ab – Regen trommelte und lief wie Wasserfallmassen auf uns Autodach-geschützte herunter.

Mühlenau, Pinneberg, zwischen Bad und Rosengarten – vorn frisch bekiester, hinten älterer, (noch) nicht nachbekiester Belebungspunkt. Was hält sich drüben im Wasserwechselbereich auf?

Ah, ein Rotkehlchen – hat, wie so viele andere Vögel die Lenkbuhnen als Tränke und Badestelle entdeckt.

Und schon geht begeistertes Plantschen los. Als Beobachter ist zeitweise nicht zu erkennen, wo vorn und hinten, oben und unten ist – Hauptsache, der Vogel weiss das.
Vorn ist ordentlich Vogel-erzeugter Wellenschlag, Turbulenz zu erkennen. Im weiteren Verlauf ist das allerdings der Lenkbuhnenwirkung, wie beabsichtigt, zuzuschreiben.

Die Uferentlastung durch Kiesdepots, Lenkbuhnen, andernorts Treibselsammlern, führt zu einer neuen Übergangszone Wasser-Land. Schnell entdecken Pflanzen den Standort, erhöhen Arten- und Individuenzahl, bilden selbst neuen Lebensraum.
Die „richtige“, hierzulande fast in Vergessenheit geratene Bach-Biodiversität ergibt sich erst beim Vorhandensein der zugehörigen Uferbäume – Baum, Baumsaum, Auwald. [Die beiden folgenden Fotos sind langjährigen Leserinnen und Lesern dieses Blog bekannt. Ihr Eindruck spiegelt gleichwohl fortgesetzt das, was an unseren Bächen und Flüssen neben der inneren Struktur wohl am meisten fehlt.]

Lichter Erlensaum nach ca. 40 Jahren Entwicklung, vorn Aufrechter Merk (Berle, Berula erecta), im Foto nicht sichtbar Wasserstern, als standorttypische Begleiter.
Wer Biodiversität der Gewässer als Aufkleber, vielleicht zum Herumfahren, nutzen möchte, erhält dieses Exemplar beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: „Artenvielfalt ist Lebensqualität„.
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