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Archive for 14. November 2020

Bent Lauge Madsen, der bekannte dänische Gewässerforscher und Mentor unzähliger Gewässerökologen sowie -techniker und -Ingenieure, Berater jeglicher Interessierter an Verbesserungen an und in Gewässern, spricht gern von der Stimme des lebendigen Bachs und verdeutlicht das.

Gestern war mal wieder so ein Tag, an dem ich in Begleitung eines Fischereipächters diese Eigenschaft lebendiger Gewässer in freier Natur gut erkennen konnte. Das Vermitteln des Erlebnisses geht hier im Blog auch ohne Ton, über das Sehen.

Stimmen am Himmel, ziehende Gänse.

Wir Menschen hantieren an unserer Umwelt seit jeher herum – meist, um sie vermeintlich nutzbarer zu machen.

So sieht daher bis heute die Masse der Fliessgewässer – (so)gar über Google Earth sichtbar – aus. Kanalartige, Erosionssand-gefüllte „heavily modified waterbodies, hmwb“ – hingerichtete Gewässer.

Diese Gewässer haben ihre Stimme verloren.

Der Ebach mündet in die obere Pinnau – dasselbe Bild, kein Ton, kein Leben.

Bei diesen beiden, so erbärmlich aussehenden unscheinbaren Gewässern auf Moräne im Norddeutschen Tiefland handelt es sich gewässerökologisch um die Forellenregion, Laich- und Aufwuchs-Habitat („die Kinderstube“, auch im Englischen so gebräuchlich).

Dänemark zeigt seit Langem, dass die Zerstörung reversibel ist. Dort kennzeichnen am Ende des ersten Lebenssommers 5-10 Jungforellen den Quadratmeter des wieder genesenen Forellenbachs.

Was ist nun mit der Stimme des Bachs? Symbolisch, aber auch an der wechselnden Wahrnehmung der uns umgebenden Realität verdeutlichte mir das Anfang der 2000er der Mühlenbaumeister Hans-Werner Melges an der Bifurkation Melle (Foto auf S. 32 in „Bessere Bäche„).

Die Stimme eines Bachs kann man zurückgewinnen, indem z.B. der standorttypische Gewässergrund und die turbulente Strömung wieder hergestellt wird. Das ist zur oberen Pinnau hier im Blog in den Berichten vom 29. März und 6. April 2020 beschrieben.

Und so haben wir das gestern gesehen – und gehört.

Turbulenz an einer Grobsteinschwelle – Plätscher, plätscher – murmel, murmel.

Fast Salino-Muster im Anstrom und oberen Bereich einer neu geschaffenen Rausche – es rauscht.

Zopf-Muster im Abstrom einer Rausche – das Bild ist hörbar.

Das wollen wir gern erweitern. Nach den ca. 550 m wiederbelebter Pinnau in 2020 wollen wir 2021 weitere Hunderter Meter angehen. – Herzlichen Dank an dieser Stelle allen unermüdlichen Unterstützern der zahlreichen Aktionen 2020!

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