Spaziergänge im Frühlingswald sind ein abwechslungsreicher Genuss. So ist eine Überquerung von Landesgrenzen SH – HH in den Klövensteen eine unserer regelhaften Aktivitäten, nicht zuletzt wenn Besuch aus der Bundeshauptstadt etwas unternehmen möchte. Südlich des Klövensteen verläuft die Wedeler Au durch abwechslungsreiches eiszeitgeprägtes Gelände der Hamburger Geest, bevor sie im Schleswig-Holsteinischen, zum Mühlenteich in Wedel aufgestaut, jenseits des Wehrs in die Marsch abstürzt.
„Hier oben“ ist „Tierchen-Gucken“ eine beliebte Angelegenheit.

Wir parken im Sandmoorweg an der Querung mit der Wedeler Au. Auch 2020 hat der Bach im Mai bereits extrem geringen Abfluss.

Ein kleiner Waldspaziergang bis wir unsere Untersuchungsstelle erreichen, erhöht die Spannung.

Angekommen. Bis vor wenigen Jahren lief hier in überbreitem, kaputt gebautem und -unterhaltenem Bachbett (gelbe Linien, symbolisch) kraftlos das Wasser der Wedeler Au Richtung Schleswig-Holstein. Die blaue und die grüne Teillinie rechts symbolisieren die wiedergewonnene „arbeitende Breite“ im Niedrig- und Mittelwasserprofil.
Darüber hinaus ist es noch gar nicht lange her, dass anstelle eines lebendigen Bachs stinkendes Abwasserableiten hier die Realität bestimmte. Zum Glück hat sich das geändert – zielgerichteter Abwasserrohrleitungs- und Kläranlagenbau seit Mitte der 1970er brachte die Gewässerqualität chemisch in die Richtung der geologisch bedingten Lokalverhältnisse.
Was fehlte, war die Lebensraumqualität. Der widmen sich seit Jahr(zehnt)en das hier zuständige Bezirksamt Altona sowie eine Vielzahl Engagierter, koordiniert vom NABU-Landesverband Hamburg. Die Stadtteilgruppe NABU Hamburg-West stellt die fortlaufende Beobachtung der Lebensraumverbesserungen aus Stein und Holz sicher.

Nun geht`s los. Heute haben wir das große Haushaltssieb am Besenstiel dabei.
Das wäre, vgl. Beitrag vom 21. Mai, am Amphibien-Teich im Sven-Simon-Park „zu fängig“ gewesen. 🙂

Aus Holzgetreibsel und organischem Sediment zeigen sich erste Würmchen.

Von unter Wasser liegenden, angetriebenen Ästen schüttelt die Fängerin unter anderem Eintagsfliegenlarven ab.

Und dann ist der Kies dran, mit Stiefelrubbeln etwas aufgewühlt, das Sieb in den Abstrom gehalten. – Das kribbelt und krabbelt. Gut das Sieb ausklopfen.

Und da sind sie, die Starter der Nahrungskette im naturnahen Bach: Bachflohkrebse jeden Alters, erkennbar an der Vielfalt der Größe (hier nur ein Beispielfoto). Sie zerkleinern ins Wasser fallende Blätter und bieten so einer Vielzahl weiterer Arten eine gute Nahrungsgrundlage.
Die Masse an jüngsten Stadien zeigt, dass die natürliche Vermehrung sehr gut klappt, der Lebensraum für den gesamten Entwicklungszyklus also offenbar gut ist.

Dazu gesellt sich die ein und andere Zweiflüglerlarve.
Damit lassen wir`s gut sein. Die Untersuchung sollte uns einen Eindruck vermitteln – und nicht den Lebensraum zerstören.
Wir wandern zurück, nutzen für ein kleines Picknick die oben gezeigte Bank.
Da noch Wanderlust besteht, setzen wir das Auto um – Parkplatz Wildgehege Klövensteen. Dazu demnächst mehr.
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