
Bei der Anfahrt zeigte sich einmal mehr das Dilemma, in dem wir stecken. Großflächige Beregnung – wie steht dies zu Wettersituation und Klimawandel?
Die Entnahme von Wasser aus den oberflächennahen Grundwasserleitern – die aus anderen sicherlich genau so – gehört dringend vor dem Hintergrund der lange sichtbaren Entwicklung unserer Gewässersysteme auf den Prüfstand. Dabei sind geologische Überlegungen und Einschätzungen zum „Wasserdargebot“ (wir werden noch immer als „Wasserüberschussland“ bezeichnet!) zu überprüfen. Bislang spielt der notwendige Schutz für Abflüsse aus Quellen, in Bachoberläufen offenbar für die Praxis so gut wie überhaupt keine Rolle ! ? ! ?

Das – wieder einmal seit Frühjahr „fliessende“ – Niedrigwasser unserer Bäche und Flüsse zeigt die Strukturlosigkeit, Übertiefe und Überbreite der heutigen, lebensfeindlichen Situation.
Im Fach-Jargon heisst sowas „hmwb – heavily modified waterbody“, also „erheblich modifiziert“. Das hört sich fast nett an. – Ich nenne es üblicherweise deutlicher: „hingerichtete Gewässer“.

Wir fangen am Erosionsabriss bachab der Brücke an. Schon liegt die erste Schaufel Kies linksufrig im Bachbett.

Aufgrund der beengten Situation im Umfeld lagert der Baggerführer den gesamten Kies auf diesen Punkt um.
So „sind wir von der Straße weg“. Die Arbeit kann vom Ufergrundstück aus Stück für Stück bachab erfolgen.

Währenddessen gucke ich mir das Bachbett näher an. Allüberall auf den Sandbänken sind gut erhaltene, frische Otterspuren erkennbar. Toll!

Spuren von Wasserstern lassen ein gutes Potential erkennen, bei Verbessern der Sohle standorttypische Unterwasservegetation zu entwickeln.

Rost und Waschmaschinenwasser (Eisen in diversen Umwandlungsformen) – auch die gestörte Boden-Wasser-Situation wird durch Turbulenz und große, aktive Oberflächen verbessert werden.

… und auch am rechten. – Gut, wenn geeignetes Gerät vor Ort ist (den Künstler an der Lenkung und Steuerung des Ganzen nicht zu vergessen!).

Noch sieht die Bachsohle fast durchgängig so aus. Alles, was Leben zulassen würde, ist von bewegtem Erosionssand über schichtet.

Den Ausgang der mit alter Bongossiwand bestückten Kurve werden wir zunächst einmal weiter beobachten.
Diese erste Kiesladung ist gut untergebracht. Wir warten ab, welche Entwickung Herbst und Winter mit den doch hoffentlich zu erwartenden Hochwasserabflüssen bringen wird.

Vorweg wird aber mit Harke noch feinprofiliert – hier die Mühlenau bei NNW an der unteren Rausche, Blick bachab.

Auch dieser geringe Abfluss ist durch den Kieseinbau in der Lage, bei Durchtritt und Überfliessen spannende Sedimententmischungen zu produzieren. – Die Eigendynamik des Bachs ist geweckt.
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