Es stand wieder Bekiesen an. Da ist ein Blick auf die Bachbesiedlung vorher zweckmäßig.

Ein typischer kleiner Bachlauf in heutiger Zeit – übertief ins Gelände eingeschnitten, bezogen auf Niedrig- und Mittelwasser unstrukturiert, überbreit.

Wer Augen hat zu sehen … – wo sich der Bach ein wenig bewegt, gräbt er hier Mittel- bis Grobkies aus der Moräne.
Diese „gestohlene Steinfraktion“ werden wir als Struktur zurückgeben, Turbulenzen und damit Materialsortieren anstoßen.

Ein paar Tierchen sind zu finden, hier ein Bachflohkrebspaar, unten ein Blatt des Aufrechten Merk / der Berle – diese Wasser-, Uferpflanze besiedelt die gesamte Strecke. Das Eichenblatt ist bislang unangetastet (es gibt bessere Nahrung).

Die Bachflohkrebse sorgen durch „Erstangriff“ am Laub von Erle, Esche, Weide, durch Schreddern für die Grundnahrung nachfolgender Interessenten.

Ein großer Anteil jüngster Bachflohkrebsstadien fällt aufgrund der Siebmaschenweite wieder raus. Hier sind dennoch etliche in der Probe, dazu mittlere Größen.

Nahrung im Bach, fette Beute – kaum jemand kann sich eine Vorstellung davon machen, wie viele Regenwürmer bei feuchtem Wetter in Bächen landen – bei Starkregen und dem Versuch, dem Ertrinken im Boden zu entgehen, Kilo(!)weise pro ha in Gewässer abgeschwemmt werden.
Darüber freuen sich nicht nur Fische, Krebse und anderes Wassergetier. Auch etliche Vögel nehmen diese wetterbedingte Mahlzeit gern. – Dieser im Bach treibende Regenwurm wurde ins feuchte Gras zurückgesetzt und wird wohl (erstmal) überleben.

Wie üblich gestalteten wir den denaturierten Bach mit Rauschen. Wo es zweckmäßig war, kamen Strömungslenker mit Uferschutz an einem und Umlauf am anderen Ufer hinzu.
Bei der Rückfahrt stoppten wir an kürzlich bekiester Strecke, sahen dort die Neubesiedlung an – im neuen, dreidimensionalen Raum.

Kleiner Beitrag zur realen Situation: Der erste Eindruck trügt – der Bach erscheint dunkel und trüb. Das Sieb auf Grund zeigt, dass das Wasser hell und glasklar ist.

Nebendran schliesst sich ein demnächst sommertrockener Bach dem kleinen Moränenbach an, voller Strukturen (bis sie mal wieder ausgeräumt werden).

… als Überraschung heute taucht noch etwas Großes auf: Eine Larve der im Sediment grabenden, alles fressend bis räuberisch lebenden Großen Maifliege, Ephemera.
Der Bericht, dass dieser kleine Bach sommertrocken ist, muss sich auf optische Bewertung beziehen. Die Große Maifliege wächst mehrere Jahre im Gewässersediment heran, bevor sie das Wasser – und ihre letzte Larvenhaut – verlässt und zum fertigen Insekt, gen Hochzeitsflug, wird.

Bevor ich alle Tierchen wieder in den Bach zurücksetze, nutze ich die Gelegenheit für ein paar weitere Fotos – Ephemera schwimmt „vertikal“, wie ein Delphin.

Bei näherer Betrachtung (Klick aufs Bild) scheint mir die starke, verdunkelnde Färbung des ansonsten gelblichen Tiers sowie die Erkennbarkeit der Flügelscheiden (der kleine, noch in der Larvenhaut liegende dunkle „Rucksack“) die baldige Umwandlung ins Erwachsenenstadium anzuzeigen.
Der Mai ist nah – viel Glück, Große Maifliege!
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