Die Anreise an die Bode, nach Oschersleben im östlichen Harzvorland, habe ich am 17. Februar beschrieben.
Örtlich Aktive hatten mich gefragt, ob ich zum Abriss des Wehrs Oschersleben und den damit verbundenen Arbeiten inkl. Biotopveränderungen Tipps zur Lebensraumverbesserung geben würde.

Angekommen an der Bode in Oschersleben – Sonnenschein! Blick Großalslebener Straße aufwärts, im Hintergrund die Großbaustelle.
Nun ist ein ersatzloser Abriss eines Wehrs immer eine gute Tat! Noch dazu, wenn wie hier vorher beabsichtigt war, das Wehr zu ertüchtigen und eine Wasserkraftanlage einzubauen. Zum Verzicht kann nur gratuliert werden.
Der Widerstand der örtlich Aktiven hat sich gelohnt. Andere können sich daran orientieren, dass erforderlicher Einsatz zwar kraft- und nervenzehrend sein mag. Der Lebewelt unserer Gewässer wegen lohnt er sich aber auch.
[Das muss jetzt sein: Es ist zum Verzweifeln! Leider muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass Wasserkraft an Bächen und kleinen Flüssen ausser Schaden gar! nichts bringt. Angesichts womöglich vorhandener, noch krasser: politisch immer wieder, mal aus dieser, mal aus jener Ecke, neu angedachter Subventionierung tragen Steuer- und Stromzahler Investition, im Schlimmsten Fall noch Betrieb – und den ökologischen Schaden an Natur und Umwelt – „privat“ kassiert.
Also, zurück zur Ausgangsaussage: Prima Sache hier in Oschersleben, vom Grundsatz.]
Beim für die Bode Zuständigen, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, konnte ich mich schlau machen, besten Dank dafür! Es existiert für die Bode, hier speziell: die Untere Bode, ein Gewässerentwicklungskonzept.
Hut ab! Das ist eine der qualifiziertesten Arbeiten, die ich in der Angelegenheit seit Langem gelesen habe. Schön (in der Sache angebracht!) wäre es, wenn die Inhalte entspechend umgesetzt würden.
Kleines Schmankerl nebendran, ganz persönlich: Die Bode, Nebenfluss der Saale, ist für die Elbe sowas wie ein Fluss meiner Geburtsgegend, die Eder, für die Weser.
Beide boten vor Zeiten, bevor mensch mit frühen Industriegiften ff., Haushalts- und Gewerbeabwässern, Ausbau und harter Unterhaltung ihre Ökologie in Vielfalt und Produktionsstärke zerstörte, mit Struktur bildendem Totholz, flutenden Erlen- und anderen Wurzeln, Steinen, Grobgeröll und Kies geradezu riesige Laichflächen für den Lachs.
Für mich neu gelernt und besonders interessant: mit je um 150 km Länge und einem Einzugsgebiet von größenordnungsmäßig 3.300 km² weisen beide Flüsse eine ähnliche Größenordnung auf.
Was bei solch Informationen jedes Mal als Frage aufploppt: Warum sind wir in Deutschland eigentlich nicht in der Lage, solche herausragenden Potentiale wieder ins Leben zurückzubringen? Skjern Au, Varde Au und viele andere dänische Flüsse bieten in den vergangenen Jahrzehnten für Länder wie Deutschland geradezu peinliche Beispiele. – Die Links kommen Ihnen allzu Spanisch, pardon Dänisch, vor? Auf Deutsch können die Grundlagen des erfolgreichen Handelns hier nachgelesen werden.
Wir gucken uns die Baustelle an.

Das Wehr ist abgerissen, Teile der mit Bruchstein befestigten Uferlinie am Prallhang sind bereits fertig hergestellt. Es wird überlegt, die Ufermauer an der gegenüberliegenden Flussseite herunterzusetzen.

Blick flussab, mittig eine Insel – wir diskutieren als Ausgleich für entstandene Schäden in Ufer und Sohle und um die grobe Versteinerung ökologischer zu gestalten, Kiese und Gerölle zuzugeben. Die kann sich die Bode per Eigendynamik an geeignete Stelle transportieren. Beispiele für derartiges Geschehen finden sich zahlreich hier im Blog.
Der Vorschlag wird in den nächsten Wochen von offiziellen Stellen besprochen. Hoffen wir für die Gewässerlebewelt, dass er möglichst quantitativ angenommen wird.
Zum Thema Gewässerstruktur Bode gebe ich im nächsten Beitrag noch ein paar Eindrücke, wie es hier einmal in Fläche und Strecke ausgesehen haben mag und was für die – im Gewässerentwicklungskonzept beschriebene – erforderliche Verbesserung der Bode möglich wäre.
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