Wir befinden uns im Norddeutschen Tiefland.
Da kommen auch nach Jahrzehnten von Information über Fliessgewässerlebensräume und beeindruckenden Lebenszeichen nach selbst kleinstem Restaurieren von Bächen und kleinen Flüssen Fragen auf – grundlegende, immer wieder (teils als eher anklagende Aussagen, das könne nun ja gar nicht sein!).
Manches beantwortet noch halbwegs vorhandene Natur selbst, oft genug nur an kleinen Punkten und zu besonderen Zeiten erkennbar – beim Ansehen, z.B. über das Wirken von Hydraulik und Hydrodynamik. Ein Beispiel dafür und ein wenig Fachinformation zu Zeigerorganismen folgt hier.
Aufgrund erforderlichen Entwässerns aufwärts gelegener Flächen schneidet er unnatürlich tief ins Gelände ein. Regelhaftes Entfernen von Strömungshindernissen wie Totholz und Laub haben die Sohle einförmig werden lassen, halten sie so.
Wie so ein Bach auf Moräne seine Sohlstruktur ausprägte, haben Altmüller und Dettmer 1996 eindrücklich dokumentiert. Auch bis heute vorhandene Probleme aufgrund menschlichen Umgangs werden von den Autoren aufgezeigt, Möglichkeiten zur Verbesserung werden dargestellt. Der Link weist zum Download der Arbeit.
Der auf Moräne entstehende, beschriebene Kiesgrund, der heutzutage durch den Menschen nahezu überall entfernt wurde, ist bei Restaurierungen / Renaturierungen dem Gewässer also zurückzugeben.

Mäander entwickeln sich einerseits je nach Umfeld variabel, im Grundsatz aber, was Breite, Länge, Ausprägung der Sohle betrifft, gleichartig. – Vorn erkennt man die durch frühere, harte Unterhaltung entstandene Überbreite, die die Sohlstruktur weiter verschlechterte.
„Der spricht immer von der Forelle! Die Forelle lebt im Gebirge – als aus dem Mittelgebirge Stammender will der einen „Heimat-Zoo“ hier aufmachen!“
Die Antwort hierauf geben Überlegungen zur breit bekannten „Längszonierung von Fliessgewässern“ – von der kleinsten Quelle bis zur Mündung großer Flüsse ins Meer bieten unterschiedliche Umfeldbedingungen unterschiedlichen Lebensgemeinschaften ihre jeweilige Existenzgrundlage. „Oben“ geht es mit einer fischfreien Zone los – es folgt die Forellenregion.
Wesentlicher Faktor – und das wird erstaunlicher Weise allgemein übersehen bzw. vergessen – ist die Wassertemperatur. Wichtig für die Forellenregion ist nicht eine Geländehöhe, sondern Sommerkühle. Die ist nah zu Quellen, wo das Wasser bei relativ gleichbleibender Temperatur ganzjährig aus dem Boden tritt, gegeben – also auch überall im norddeutschen Tiefland. Wo Grundwasser auch im weiteren Verlauf ins Gewässer eintritt, verlängert sich die sommerkühle Situation entsprechend.
Der Fischartenatlas online zeigt bei Eingabe von „Forelle“ die in Deutschland vorkommenden 3 Formen, von der Bachforelle zu den Wanderformen See- und Meerforelle. Für Laien überraschend, aber mit obiger Temperaturinformation verknüpft: Die flächenbezogen (dargestellt bezogen auf topografische Karten) häufigste Fischart in Deutschland ist … – die (Bach-)Forelle.
Wie kann das sein?
Denken wir an die allüberall vorhandenen (vielleicht verrohrt, unsichtbar?) kleinen Quellbäche, die letztlich die großen Flüsse speisen. Hat nicht jede menschliche Siedlung ihren Bach, oft genug mehrere Bäche? Wo sie ihre Sommerkühle durch natürlicherweise vorhandenen Halbschatten durch Baumbestand bewahren durften, weisen sie die Forellenregion auf [es sei denn, andere Störfaktoren verhinderten dies]. So mündet mancher Bach und kleiner Fluss – von oben bis unten Forellenregion – z.B. in die Brassen- oder gar Brackwasserregion der Elbe . Das können im Einzelfall – auch im Norddeutschen Tiefland Bäche bzw. kleine Flüsse von mehreren 10er km Länge sein.

Zurück zum oben gezeigten Waldbach: Ein kleiner, mündungsnaher Zulauf verdeutlicht die von Altmüller & Dettmer (1996) beschriebene Entwicklung real.

Wald und Bach sowie der bereits trocken gefallene Nebenbach können angesichts des mündungsnah tief eingeschnittenen Profils durch Anheben der Sohle mit Kiesrauschen gestützt werden.
Das würde die mit belassenem Totholz in der mittleren Waldpartie bereits in Gang gesetzte Wiederentwicklung eines naturnäheren Bodenwasserhaushalts unterstützen.
Das Ziel ist klar. Auch 2022 wird bachab Begonnenes fortgesetzt.
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