Wie bekannt, arbeitet instream-Restaurieren, über das ich hier im Blog berichte (Ausnahmen bestätigen die Regel), im aktuell vorhandenen Gewässerlauf. Ufer- und Sohlstruktur werden verbessert, Mittel- und Niedrigwasserabfluss erhalten ein lebendiges Profil zurück.
Andere, größere Projekte, in denen über das Umfeld entschieden werden kann, versuchen gern, die Aue mit einzubeziehen. Das ist optimal, falls die Gewässersohle wieder so hoch gelegt werden kann (und wird!), dass ein naturnäheres Regime entsteht, z.B. die Aue im Mittel einmal jährlich überschwemmt wird. – In Nutzland, das sich in anderem Eigentum befindet, verbietet sich das (auch hier bestätigen – ausgesprochen selten – Ausnahmen die Regel). Windungen, Mäander werden angelegt, im günstigsten Fall nach noch wahrnehmbaren Spuren in der Natur. Ich erspare mir Einzelheiten.
Wo noch wassergefüllte, früher durchflossene Mäander vorhanden sind, hufeisenförmige Stillgewässer, „Altarme“, die z.B. von höher gelegenen Flächen über Sickerquellen gespeist werden, liegt deren Wasserspiegel in der Regel höher. – Mir sind bei mittlerem Abfluss 1-1,5 m höher als der Bach liegende Beispiele bekannt. Wenn die Tiefe des Bacheinschnitts durch Umfeldnutzungen definiert ist, verbietet sich ein „Wiederanbinden“ des Altarms: Das Wasser würde auslaufen, die Aue entwässert. Hierdurch provozierte chemische, meist mikrobiologische Umsetzungen würden massiv Nährstoffe und Säurebildner freisetzen – ein Teufelskreis wurde angestoßen! Wie so oft gibt es auch hier leider allzu viele Beispiele unter der Nachbetrachtung „Gut gemeint – schlecht gemacht“.
Langer Vorlauf Richtung Thema …
Nun gibt es – selten – ganz besondere Fälle. Über so einen stolperte ich im oberen Alster-Einzugsgebiet, nach mehrfachen Hinweisen vorher, im 2. Halbjahr 2021.
Der Grundeigentümer, Landesforsten, fragte, ob an einem Nebenbach der Rönne Wasser zurückgehalten, Wald feuchter gestaltet werden könnte. Es bestand ein Traum-Wunsch, noch vorhandene, meist trocken liegende Mäander wieder vom Bach entlang eines aktuell über 300 m Länge tief eingeschnittenen Kanalabschnitts im Wald mit Wasser zu beschicken.
Mit dem Wasserverband, Wasserbehörde informiert, sahen wir die Strecke an. Wir vereinbarten ein Experiment in zwei Teilen.
- Bachab einer Überfahrt würde unmittelbar neben einem sichtbar vorhandenem, hoch und trocken liegenden Mäander die Sohle des überbreiten Kanalbetts mit Kies so angehoben, dass mindestens bei höheren Abflüssen Wasser in den Mäander fliessen könnte. Das Ganze als „Gabe“ gedacht, die ggf. vom Bach abgeräumt werden könnte – dynamischer Kies, wie es ihn früher in Kiesbächen gab.
- So verabredeten wir auch unsere, hier bisher nicht erwähnte Kennenlernfragestellung, ob wir zur Wasserdruck- und Sandentlastung der Rönne im Übergang des Waldes zum Nutzland Kies schütten dürften. Ja!
Für beide Stellen wurde je ein Sattelzug, ca. 25 t Kies vereinbart. Im weiteren Verlauf sollten Bach- und Kiesverhalten, Mäanderbeschickung und Besiedlung der neuen Kiese geprüft werden – bei Gefallen Fortsetzung nicht ausgeschlossen, vielleicht sehr erwünscht. Die Arbeiten wurden im August 2021 vom Wasserverband bzw. dessen Unternehmer in fachlicher Begleitung durchgeführt.
Jüngst war es also soweit: Gucken, was sich nach wiederholten 2020er Januar- und Februarhochwasserdurchgängen zeigt.

„Die Forst“ hat überall zu tun, das dauert seine Zeit – am Horizont Reihensturz Nadelbäume quer auf einem Hauptweg.
Zu erkennen sind die durch Wasserkraft veränderten beiden Kieszugaben, unmittelbar an der Brücke sowie querab eines ehemaligen Mäanders.

In vorigem und diesem Foto ist anhand weggespülter Laubauflage gut zu erkennen, dass Wasseranheben, Durchfluss durch höhere Ebene und Wasserrückhalt wie beabsichtigt gefördert wurden.
Hier in der Strecke erledigt sowas die Natur.

Die hiesige lehmige Moräne enthält erhebliche Mengen eiszeitlichen, skandinavischen Steintransports.

Der zweite Sattel Kies, schmaler Durchfluss – auch nach den Hochwässern (mehrfach und über längere Zeit bordvoll). – Dies ist ein kleiner Bach, und das zeigt er uns.

Nasser Altmäanderbogen vor steilem Prallhang. – Große Freude! Auch die im vorigen Foto gezeigte Kiesgabe im Übergang zur Agrarlandschaft wirkt durch Sohlanhöhen und Einengen der Überbreite.

Da ist das Wasser also wieder über seinen ehemaligen Verlauf angekommen. – Wohlweislich hatten wir diesen beabsichtigten „Prallhang“ mit Kiesgabe an der Wiesenseite geschützt.
So viel zur „Optik“ des Experiments nach erstem Naturwirken. So schick hatten wir das (fast) nicht erwartet.
Wir wollten nicht nur hydraulische Wirkung, sondern auch erfolgte Besiedlung ansehen. Angesichts zweier möglicher Forellenlaichbetten geschah die Untersuchung noch umsichtiger als ansonsten ohnehin. – Darüber mehr demnächst.
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