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Archive for 10. April 2018

Über Lebensraumverbesserungen an der Mühlenau, Pinnau-Nebenbach, Schleswig-Holstein, wurde 2017 für den ländlichen Raum Bönningstedt und für den städtischen Bereich Pinneberg berichtet. Es sollte die Reaktion des kanalartigen Bachs auf Strukturveränderungen getestet werden. Maschinell und per Hand wurden Kieseinengungen als Depots, Strömungslenker und Turbulenzanreger eingebracht.

Was sagen nun die Eingeborenen dazu, z.B. Krebse, Insektenlarven und andere? Das schöne Wetter und auf Mittelwasserführung zurückgegangener Abfluss boten hervorragende Bedingungen für einen Ausflug.

Mit dabei: weisse Blumentopfuntersetzer – prima Grundlage zur Betrachtung der hoffentlich kommenden Viechereien.

Das Haushaltssieb am Besenstiel. Jetzt per Stiefelbewegung bachauf davon den Untergrund etwas aufwühlen („Kick-Sampling“) und gucken, was da so kommt.

Los ging`s mündungsnah zur Pinnau, bachauf der Mühlenstraßenbrücke in Pinneberg.

Hier hatten wir mit 4 Lkw Kies im Oktober 2017 auf dem ersten Bachaktionstag Mühlenau gewirkt.

Wenn auch Bachsohle und -ufer eine völlige Einöde darstellen, immerhin steht rechtsseits noch so etwas wie ein Auwald-ähnlicher, dreidimensionaler standorttypischer Naturrest.

Bachauf, am oberen Ende der Bachaktionstag-Strecke wird rechtsseitig gerade ein B-Plan realisiert. Möge der Uferrand (wieder) naturnäher werden.

Die Sache mit den Bäumen am Bach wird nach wie vor nicht zur Kenntnis genommen und unter verschiedensten Blickwinkeln kaputtdiskutiert. Dabei wäre gerade hier am Beispiel der Natursituation „abzukupfern“, wie bachbezogene Anpassung an den Klimawandel aussehen könnte und müsste.

Die erste Probestelle ist bereits gut besiedelt. Jede Menge Pärchen Bachflohkrebse werden für ordentlich Nachwuchs sorgen, Wasserasseln in strömungsruhigen Bereichen finden in den Resten abgebauter Blätter gut Nahrung. „Runde Eintagsfliegenlarven“, wie sie für Laien beschrieben werden, häufig Primärbesiedler, sind bereits dunkel gefärbt. Bald werden sie das Wasser als Fluginsekt verlassen, ihren Hochzeitstanz absolvieren und jede Menge Jungvolk strukturierte Bachstrecken beleben lassen.

Für Fisch-Orientierte: die dreidimensionalen, strukturierten Kiese bieten jede Menge Fischfutter. Über Tausend Individuen pro m², wo vorher auf 100 m² so gut wie nichts vorkam.

Die aktiven Bürgerinnen und Bürger des Bachaktionstages haben also in ihrem Wohnumfeld geradezu segensreich gewirkt.

Nach diesem Test geht`s gen Nordosten, zum obersten Bekiesungspunkt, gerade im Februar mit neuer Struktur versehen. Von dort stammen die beiden ersten Fotos dieses Beitrags.

Überraschung beim Aussteigen: ein winziger Waldbach nebendran hat auf kleiner Fläche Feinkies gesammelt.

Obwohl hier regelhaft alles ausgeschaufelt wird, lebt da etwas. Ein Steinfliegenweibchen hat offenbar diese Stelle entdeckt. Nur ihre Kinder sitzen hier – zahlreich.

Die Stelle, strukturiert und turbulent, im Gegenlicht. – Schade, dass Quellbäche in Deutschland nicht den Funken der Aufmerksamkeit erhalten, der ihrer Bedeutung in der Gewässerökologie zukommt.

Auch in der Mühlenau findet sich auf dem Kies diese Steinfliege. Daneben eine Köcherfliegenlarve.

Eingedriftete runde Eintagsfliegenlarven können sich hier geschützt entwickeln. Dunkle Färbung: bald wird das Insekt den Bach verlassen.

Da sind aber auch jüngere Exemplare vorhanden, die noch bleiben.

Noch kleiner geht`s Methoden-bedingt nicht. Kleinere Exemplare fallen durchs „Raster“ (Sieb).

Hier ein „Rennwagen“ der Eintagsfliegen-Szene – platte Eintagsfliegenlarve, mit Oberflächenanpressung und Klauen turbulente Stellen besiedelnd.

Da sage man, im Norddeutschen Tiefland gäbe es keine (Forellen-)Bäche.

Jüngste Bachflohkrebsstadien zeigen, dass hier eine gute Kinderstube entstanden ist.

Die nächste Probenstelle – eine Kiesladung variiert den früher überbreiten Kanal, entschärft abwärts einer Sohlrampe deren steilen Übergang – jede Menge neues Dreidimensionales.

Und da halten sie sich nun in Mengen auf – Herr und Frau Bachflohkrebs.

Das wird ja ordentlich Nachwuchs geben.

Auch Steinfliegenlarven sind vorhanden.

Turbulenz und Ruhe im Wechsel, kleinräumig umgesetzt.

Dunkle Flügelscheiden an runder Eintagsfliegenlarve. Alle wissen es: bald geht`s an die Luft.

Das gelbe Teil verwundert mich – Fachkollegen werden mich schlauer machen.

Hydropsyche, eine köcherlose Köcherfliegenlarve findet sich auch gelegentlich in den Proben.

Ich bin wieder im Städtischen angekommen – Mühlenau Pinneberg querab Bad und Rosengarten.

Hier wurden die ersten Kiese im Frühsommer 2017 geschüttet.

Die Tierwelt verhält sich erwartungsgemäß. Im Strömungsschatten Wasserasseln.

Im Anstrom und Überströmten leben Bachflohkrebse und Eintagsfliegenlarven.

Für solch eine Schnellbeprobung hat sich allerhand Tierwelt eingefunden. Zur Gesundung der Mühlenau braucht es aber etliches mehr als „unsere Punkte“.

So soll, mit Unterstützung aus dem Regionalpark Wedeler Au die Bekiesung streckenhaft in Pinneberg 2018 und 2019 fortgesetzt werden.

Genau so wichtig bleibt es, das Wissen um „zu viel Licht im Bach“ zu verankern. Der lichte Auwald, mindestens Allee-artige Baumsaum ist unverzichtbares Element lebendiger Bäche und Flüsse.

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