Nach Hitze und Trockenheit hat es geregnet – und es gibt etwas zu sehen.
Während den Rhein eine Hochwasserwelle aus Extremniederschlägen im oberen Einzugsgebiet herunterrollt (Wasserbotschafter Bromeis muss zu Fuß gehen!), herrscht in der Elbe seit Monaten Niedrigwasser mit Sauerstoffmangel im Hamburger Raum – Fischsterben inbegriffen. Künstliche Belüftung wird angedacht – und wäre, wie auch immer realisiert, endlich eine seit Jahren notwendige, von der Großschifffahrt zu tragende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme.

So zum Beispiel zeigt sich die Este, malträtiert von Grundwasserentnahmen, Dränagen, Versiegelungen. Ein Trauerspiel.

Der Regen lässt erste Pilze durch schlagartiges Erscheinen auffallen. Bald haben sie wieder Hauptsaison.

Schönster Moränenkies ist frei gespült – kleines Modell, wie man sich hier im Umland den Grund von Bächen von Natur aus vorzustellen hat: alles Kiesbäche!
Das ist ein handfestes Beispiel für die treffliche Beschreibung über Bachentstehung in der Geest des Norddeutschen Tieflands, wie sie Altmüller & Dettmer (1996) gaben. Mögen sie endlich von allen verstanden werden, damit nicht weiter Leid- statt Leitbilder die Gewässerrestaurierung begleiten!





Feinsedimentbelastung der Tieflandbäche in NRW (konsequente Verharmlosung der katastrophalen Auswirkungen)
Genau diese beschriebene Tatsache bezüglich des Vorkommens kiesiger Sohlsubstrate, wird nur allzu gerne von den Zuständigen Behörden, wieder besseren Wissens, geleugnet.
Teilweise wurden ehemals „kiesgeprägte“ Bäche bei der „Neukartierung“ im Zuge der der WRRL, zu „sandgeprägten“ Gewässern erklärt und behauptet, dass es dem naturnahem Zustand entspräche, wenn ca 95% der Sohle aus hoch mobilen „Treibsand“ bestünde. Dies ist zumindest im Tiefland von NRW gängige Praxis.
Als wäre dieses Verhalten, ganz im Stil des berühmten „Primaten-Trios“ (nichts sehen, nichts hören, nichts sagen) nicht bereits schlimm genug, wurde diese Farce zu Beginn der WRRL noch weiter auf die Spitze getrieben, indem die existentiell notwendigen Sandfänge kurzer Hand zu „62er Biotopen“ erklärt und eine weitere Unterhaltung der Strukturen so für Jahrzehnt blockiert wurde.
Im Oberlauf der Bocholter Aa verlängert sich z.B. die tote, vom „Leichentuch Feinsediment“ erstickte Strukturwüste nach jedem MHQ um mehrere hundert Meter. Meines Erachtens ein schlechter Witz unter der Gürtellinie über den ich nun wirklich nicht mehr lachen kann.
Anwar Meyerdierks
Sprecher des ABK FFW-Aa-Euregio
anwar-m@web.de
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Leider muss ich der schrecklichen Beschreibung zustimmen. Lange genug haben wir hier im Norddeutschen Tiefland unter angereisten Gutachtern gelitten, die nicht aus Beachtung der vor-Ort-Situation mit Geologie und Historie, sondern mit schnellem Blick ins Gewässer zu einer – völlig falschen – Bewertung gelangten. Das ist hoffentlich aller Orten so gut wie vorbei.
Das Einzige, was für praxisbezogenes Handeln halbwegs hilfreich war, war der Rückzug, ein sandgeprägter Bach könne auch bis zu 50 % Kies in der Sohle aufweisen.
Wenn denn unsere Erosionssand-verschandelten Bäche eine solche Zugabe erhielten, würde allein das schon durch Entwickeln von Kolk-Rausche-Abfolgen eine erhebliche Verbesserung für Wirbellose und Fische bringen. – Geichwohl bliebe in solch einem Fall das Leitbild falsch – ein Leidbild.
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