Der NABU Kirchlinteln rief zu Exkursion und Vortrag. Gohbach und Steinbach bei Kirchlinteln waren die Exkursionsziele, an denen einfache Verbesserungsmöglichkeiten überlegt, vielleicht auch im Ansatz gezeigt werden sollten.
Eine Stunde fahre ich nachmittags gegen böigen Regen an – in der Hoffnung, dass das Tief beim Erreichen des Ziels „durch“ ist.

Nachmittag, 16 Uhr: Bis gerade eben war es wechselnd nass. Interessierte hat das nicht beeindruckt – eine große Gruppe wartet am Treffpunkt.

Blick gen Himmel – wie sagen die Blues Brothers so schön „Habt ihr dieses Licht gesehen?! – Wir sind im Namen des Herrn unterwegs.“ – Dann kann ja eigentlich nichts schief gehen.

Eindeutige Zeichen im Umfeld, ein Maulwurfshaufen: steinig-lehmige Moräne – hier fliessen von Natur aus Stein-/Kiesbäche.

Der Gohbach, seit langem ausgebauter, kanalartiger Verlauf, ist durch gutes Gefälle charakterisiert.

Dieses Gefälle wird in regelmäßigen Abständen durch z.T. rampenähnliche Sohlgleiten aus Wasserbaustein aufgefangen – nicht naturnah. Gut zu sehen ist, dass der Regen keine Trübung und keinen wesentlichen Wasseranstieg verursacht hat. So stört fürs Gucken (und die Gewässerökologie) „nur“ das durch Eingriff in den Bodenwasserhaushalt massiv in Bewegung gesetzte Eisen mit seiner Folge Eisenockerverunreinigung des Lebensraums.

Gute Restaurierungsbedingungen angesichts der Sohlrampen/-gleiten: dazwischen kann, so lange die drüber liegende Starkgefällesituation nicht völlig eingestaut wird, im Niedrig- und Mittelwasserprofil so gut wie alles Wünschenswerte an Strukturverbesserung realisiert werden.

Erstmal ein paar Wellen schlagen … – nein, nachsehen, ob die Gewässersohle für den Einsatz von „Hölzchen und Stöckchen“ geeignet ist.

Geeignete, dünne, gerade Hölzchen reinstecken, fest in die gewünschte Höhe um Mittelwasser runterklopfen – fertig.

Alle sind sich einig, dass auch bis doppelt so lange Treibselsammler keinerlei Abflussproblem hervorrufen würden.

Dann kann dieses Erstlingswerk erst einmal beobachtet und zu gegebener Zeit um viele weitere ergänzt werden.
Die vielfältige Wirkungsweise von Treibselsammlern ist beim Gewässerwart dargestellt.

Wir sehen im Weggehen den vom ehemaligen Gewässerausbau durchschnittenen mehrere Dezimeter dicken Kies-/Geröllhorizont des Gohbachs – beeindruckend!

Bis das Vieh auf die Weide kommt, dauert es noch eine Weile – die Selbsttränke, gutes Mittel zum Vermeiden von Ufererosion durch Viehtritt, steht schon bereit.
Jetzt wollen wir uns noch den oberen Steinbach ansehen.

Oha, armer kleiner Steinbach, soll diese mit Sand und Schlamm gefüllte Überbreite etwa einen Sandfang darstellen?

Tief ausgehoben, maschinenunterhalten und völlig unbeschattet liegt dieser Quellbach im Gelände. Sumpfpflanzen werden sein Profil angesichts des Lichtüberschusses demnächst zuwachsen.

Und jegliches hier lebende Getier kann man nur bedauern – es wird aufs Trockene gebaggert, zerschnitten. Hier wurden einem Krötenpaar die Vorderfüße amputiert. Welch elendes Schicksal!
Es ist völlig unerklärlich, wieso die Meter für Meter jährlich durchgeführte Mähkorbunterhaltung bis in kleinste Quellbäche schon aus Gründen des Tierschutzes nicht längst verboten ist.

Etwas bachauf täuscht eine baumbestandene Strecke Naturnähe vor. Die Stockprobe zeigt weiches Sediment, offenbar ist hier eine früher übertiefe Strecke eingestaut worden.

In der Tat, die hier liegenden, recht gleichförmigen Feldsteine sind die Sohlgleiten-artige, offenbar schon vor längerer Zeit angelegte Sohlerhöhung.

Zur Entschädigung für all das Gewässerelend bekommen wir mit dem wegziehenden Tief noch einen ordentlichen Sonnenuntergang beschert.
Nach all der Lauferei an frischer Luft haben wir uns offenbar ein prima Abendessen mit allerlei Zutaten aus regionaler Produktion verdient. Herzlichen Dank den Herstellern!

Nachdem der kürzeste Computer-Witz „Kompatibel!“ erlebt und überstanden ist, startet der Restaurierungs-Vortrag.
Der Vortrag ist auf Grundlage des Ur-Typs gestaltet, der an der Norddeutschen Naturschutzakademie gehalten wurde und dessen Text-Form hier im Netz steht.
Dann kann es ja im Verdener Raum mit neuen Restaurierungen los- bzw. weitergehen. Alles Gute!
Kommentar verfassen