
Der Blick aus dem Frühstücksfenster verheisst gutes Wetter fürs Bach-Restaurieren. Bei 0,1 Grad werden wir Naturkühlung haben.
Der Kies ist übrigens Teil der Ausgleich- und Ersatzmaßnahme zur Nordeuropäischen Erdgasleitung, die dummer Weise die Seeveaue über 3 km Süd-Nord begleitet, zwischendrin den Fluss und gut sechs Nebenbäche querend.
Na, bevor wir arbeiten, gucken wir erstmal, ob es sich überhaupt lohnen wird.

Jede Menge Ruderwanzen – offenbar driftet allerhand aus dem oberliegenden Mühlenteich in den Bach. Leider habe ich die großen, grünen Volvox-Kolonien nicht fotografiert.
Da müssen wir wohl ein paar speziellere Stellen beproben.

Und siehe da, immerhin: köcherlose, Netze spinnende Köcherfliegenlarven der Gattung Hydropsyche tauchen in Kiesstrecken auf.

Aus Erlenwurzeln findet sich eine Kleinlibellenlarve ein, vielleicht die Prachtlibelle Calopteryx virgo – guter Bach-Indikator.

Und dann ist da noch diese riesige Steinfliegenlarve, Größenvergleich zu Eintagsfliegenlarve – Donnerwetter!
Dazu sagt der Fachmann Dr. Herbert R.: „Das ist Perlodes microcephalus, gefrässiger Räuber und bis zu 5 cm lang, die mit Abstand größte Steinfliege im Tiefland. In besseren Gewässern von der Quelle bis in den Fluss verbreitet.“ – herzlichen Dank für diese Information!
Dann wollen wir starten und den bachtypischen Organismen mehr Lebensraum schaffen – Kiesgrund, gute Turbulenz im Wechsel Kolk – Rausche.

Frontlader-Kiesmengen können am kleinen Bach schnell zu Einstau führen – das ist nicht unser Ziel, basteln wir also die erwünschte Rausche.

Schnell die Kontrolle bachaufwärts: Ja, der Einstau ist weg, der mit Organismen besiedelte Altkies wird frei überströmt. So soll es sein.

Ich gehe die Strecke noch einmal ab. An zwei Stellen tolerieren die Grundeigentümer in den Bach gefallene Grauweiden. Mal sehen, wie lange das gut geht. Tiefen- und Strömungsvielfalt jedenfalls sind hier gut entwickelt – aber auch heftiger Einstau bei Hochwasser.

Es geht heimwärts. Letzter Blick auf diese vor Jahrzehnten genutzte Erle, jetzt alter Doppelstamm. Der Wurzelbereich dürfte weit über 100 Jahre alt sein.

Zurück im wilden Garten – die sich wild vermehrenden, jetzt offen blühenden Frühlingsblumen begeistern Bienen und anderes Getier.

Auch die Schmetterlinge haben ihr Winterquartier verlassen. Das Pfauenauge hat Kleinen Fuchs und Zitronenfalter als Kollegen hier im Garten.
Das Bach-Restaurieren wird fortgesetzt. Mit dem Oberlieger ist ein Versuch mit Hölzchen und Stöckchen verabredet.
Tolle Arbeit macht ihr! Die Jungen lernen etwas und packen mit Spass – wie es scheint – zu. Es braucht Initiative und Beharrlichkeit. Du hast beides! Auch ich habe wieder etwas gelernt, denn ich kenne die Wassertierchen kaum.
Dank und Gruss
Heidi
„Die Jungen“ ist gut, liebe Heidi,
die Alten lernen auch – wenn`s anders gemeint war: die Mädchen auch. 🙂