So, nach fast einem Monat ist es wohl an der Zeit, das Reise-Rätsel vom 6. Mai aufzulösen.
Die internationale Konferenz HydroEco 2011 hatte nach Wien geladen. Auf der Internetseite werden in absehbarer Zeit die meisten Präsentationen nachlesbar sein.

Der Hausherr, Prof. Nachtnebel, beschrieb in einem launigen Vortrag, dass Modellierer oft allzu wenig vom Objekt wissen. Dennoch - und das wurde dem schmunzelnden Publikum gut hergeleitet - "funktonieren die Modelle irgendwie..." . 🙂

Am Beispiel Mona Lisa zeigte Prof. Nachtnebel, wie das Bild aus - zunächst unscharf wirkenden - Puzzlesteinen/Einzeleindrücken entsteht.
Beeindruckt hat die – notwendige – Interdisziplinarität, mit der gewässerbezogene Themen vorgestellt und diskutiert wurden. Das Einzugsgebiet mit seinen Herausforderungen wie z.B. exzessive Bodennutzung mit entsprechend inakzeptabler Erosion, Grundwasserentnahme für Trinkwasser- und Beregnungszwecke, die – verschärft durch den laufenden Klimawandel – Probleme bringt für Quellen, „headwaters“ – also Laich- und Aufwuchsgebiete vieler gefährdeter Tierarten und den Standort hier charakteristischer Pflanzenarten. Beim Thema Wasserentnahme darf der Hinweis auf die im flächenhaften Ausmaß inzwischen dramatische Auswirkung der Flächendränung nicht vergessen werden – vielerorts hat sie bereits die Wirkung wie Intensivversiegelung im bebauten Raum und hat die Abflusscharakteristik des Einzugsgebiets völlig verändert, die Bodenqualität ist zerstört und die Eutrophierung der Folgegewässer drastisch erhöht. – Bäume, Galerie- und Auwald in ihrer Bedeutung für den Lebensraum, Hitze/Kühle/Wassermenge im Hinblick auf Klimawandel passten gut ins Internationale Jahr der Wälder 2011. Dazu gibt es noch immer nicht genug zu hören. – Die fortbestehende Gefährdung der Meere durch z.B. Stickstoffüberdüngung aus Landwirtschaft und Verkehr wurde – wie seit Jahrzehnten – klar beschrieben einschließlich notweniger Maßnahmen, die diesen beiden heiligen Kühen bislang nicht als grundlegend erforderlicher Handlungsrahmen vorgegeben werden.

Es ist nicht immer leicht, vom örtlichen Eindruck auf das Ganze zu schließen - und umgekehrt. Nur übergreifendes Betrachten und handwerklich sauberes Arbeiten bringen gemeinsam ein qualifiziertes Ergebnis.

Algenblüte - schon wieder früh in Nord- und Ostsee, gekoppelt mit Sauerstoffschwund im Tiefenwasser und Massentod. Die Ursachen sind bekannt - der Stickstoff aus der Landwirtschaft wird trotzdem nicht entsprechend runtergefahren. Wie lange soll der Steuerzahler noch für Umweltzerstörung zur Kasse gebeten werden ? !
Nicht vergessen werden darf natürlich die Grundlagenforschung im Hinblick z.B. auf den Klimawandel. Auch dazu gab es hervorragende Eindrücke.

Natürlich will jedes Tierchen sein Pläsierchen - und verabschiedet sich, wenn es ihm nicht mehr gefällt.
Sehr interessant waren auch die zahlreicher werdenden Langzeitbetrachtungen – hier ein Link zum eigenen Beispiel. Möge die Politik sich die hieraus erkennbaren dringend nötigen Handlungsschritte endlich zu eigen machen, statt sogar selbst entwickelte rechtliche Vorgaben wie die Wasserrahmrenrichtlinie mit fixiertem Zieljahr 2015 ins – 2fach verschobene – Ausnahmejahr 2027 zu verdrängen.
Nachtrag: Nichts ist vollkommen. So fehlte auch hier eines – die Fischspezialisten des Veranstaltungsinstituts. Schade! Aber zur Not kann man von denen ja Gutes lesen.






Hinter dem „Link zum eigenen Beispiel“ verbirgt sich eine grosse bebilderte Dokumentation von Ludwig Tent mit dem etwas akademischen Titel „Maßnahmen zur Verbesserung der Sohlstrukturen und zur Verringerung unnatürlicher Sandfrachten an der Este“. Auch wer nicht an der Este interessiert ist, sollte wenigstens die Bilder und Bildlegenden durchschauen! Z.B. „Bild 12: Erosion durch nicht angepasste Landwirtschaft, oft bereits im obersten Einzugsbereich beginnend, stellt nach wie vor eins der Hauptprobleme unserer Gewässer dar.“
In der Schweiz hat der Leiter des Gewässerschutzbereichs der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope ART, Volker Prasuhn, ein Picasa Webalbum zur Erosion erstellt, sauber klassiert nach Erosionstypen, total 38 Alben mit je vielen Fotos.
http://picasaweb.google.com/VolkerPrasuhn
Herzlich grüsst Heidi
LikeLike
Für DEN Link danke ich ganz herzlich!
Auch für „uns Tiefländler“ zeigt er neben dem zu verringernden Schadbild Erosion Lehrreiches: In Foto 1.3 beispielsweise ist unschwer zu erkennen, wie auch im gering steinigen Gebiet „Bäche mit Kiessohlen“ heraus präpariert werden. Das versuchen einige Wenige seit Jahren im Moränengebiet Norddeutschlands allen anderen zu verdeutlichen – mit mehr oder weniger Erfolg.
Klar ist: Kieslaicher wie Meerforelle, Fluss- und Meerneunauge sowie die Standorttreuen Bachforelle und Bachneunauge (und alle Begleiter) fanden hier früher ein steiniges Eldorado mit einem Bachgrund hoher Struktur vor. Ein Bisschen dazu findet sich auf http://www.hamburg.de/forelle .
LikeLike
[…] Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für Boden, Binnengewässer und Meere (Ostsee-Foto vom Wien-Kongress HydroEco 2011). Fließgewässer im EU-Industrieagrarland – Mais bis in die äusserste Uferkante, […]
LikeLike