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Archive for 23. Juni 2019

Im Rahmen der Kreisumwelttage 2019, Kreis Pinneberg, war eine Schulklasse an der Mühlenau aktiv, vgl. voriger Bericht.

Die durch die Lenkbuhnen angeregte Strömung sieht gut aus.

Die Schulklasse ist mit dem Harken der Lenkbuhnen gut zurecht gekommen, die verdiente Pause geht ihrem Ende entgegen.

Ich gehe auf eine ältere Lenkbuhne, um Tierchenfang vorzubereiten. Zwei Stockentenweibchen verlassen den Kies, schwimmen ein Stück weg.

Sieb an Besenstiel und große, weisse Schale(n) – mehr braucht es nicht.

Fehlen nur noch die Tierchen.

Beprobt werden im Stillbereich liegende Blätter und Holzreste, …

… aus der Sohlfläche der bewegte Sand, …

…, der nach Auswaschen Feinkies im Sieb hinterlässt. Sieh an! Aber auch jede Menge zu Feinkies zermahlene Backsteinreste sind zu finden.

Eine junge Wasserassel – komisch, dass nur so wenige davon im Stillwasserbereich zu finden sind.

Im „fetten“ Feinsediment sitzen auch Rote Zuckmückenlarven.

Schlammröhrenwürmer besiedeln ebenfalls den Stillwasserbereich, …

… weisse Zuckmückenlarven kommen Richtung Bachmitte, wo etwas Strömung herrscht, hinzu.

So richtig viel ist das ja nicht. Was ist mit dem Kies – angesichts der (wieder einmal) langanhaltenden Niedrigwassersituation und nicht überströmten Lenknasen steht Gewässerorganismen nur entlang eines schmalen Saums überhaupt Lebensraum zur Verfügung.

Eintagsfliegenlarve und (unscharf) junger Bachflohkrebs.

Eine dunkle Eintagsfliegenlarve – sie wird bald das Wasser verlassen, um letzte Häutungen Richtung vermehrungsfähiges Insekt zu bewältigen.

Jaaaa, …, und das war`s.  ? ! ?

Zu hohe Wassertemperatur? (fehlender) Sauerstoff? Schadstoffdurchgang bei jüngeren Gewittern?

Während ich andere ältere Lenkbuhnen anwandere, um zu gucken, ob es dort anders aussieht, kommt mir ein Satzfetzen in den Sinn, den ich einmal bei einer Zugfahrt aufschnappte „Öss synn de Bretterdohren – viel ze viele Bretterdohren …“. Damals blieb mir das Gesagte länger im Sinn, bis ich über „English: Predators“ wusste, was gemeint war.

Ein Teil des ökologischen Geschehens – Produzenten, Konsumenten, Destruenten – und wenn man bei den „Verbrauchern“ die sekundären und tertiären betrachtet, ist man also bei den Prädatoren gelandet (den Beutegreifern, Räubern).

Da fällt mir auch aus alter Zeit, Wandse im Hamburger Bezirk Wandsbek ein, dass wir dort bei guter Wasserqualität, keinen erkennbaren Problemen, Stellen hatten, an denen die ansonsten massenhaften und altersgestaffelten Bachflohkrebse schlicht fehlten. Mit den Eintags- und anderen -fliegenlarven war es auch nicht weit her. Dort hielten wir „angefütterte“ Entenmassen, die im wahrsten Sinn des Wortes jeden Stein umdrehten, für die Ursache fehlenden Gewässerlebens.

Ich suche weiter … – und werde fündig.

Uuaaahhh, ein Alien guckt, bewaffnet, über meinen Siebrand!

In klein – und in riesigen Massen, quasi eine Invasions-Front von der Elbe her – hatten wir diese Tierchen im Vorjahr auf einer Fahrrad-Exkursion erlebt (Bericht vom 15. Juli 2018). Die scheinen es sich in der Mühlenau gut gehen zu lassen.

Manchmal muss man bei Horror die Perspektive wechseln. Gar nix los – eine leere, untere Panzerhälfte einer Wollhandkrabbe.

Offen bleibt, ob das den Rest eines gefressenen Tiers oder eines erfolgreichen Panzerwechsels und Weiterwachsens des früheren Eigentümers darstellt.

Die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrerinnen jedenfalls hatten eine Menge Ooohs und Aaahs für meinen Fund übrig. – Inzwischen hatten Findige in der Gruppe aber auch „großen Erfolg“.

Heil, aber tot erscheinende Wollhandkrabbe, unbeweglich.

Hinten war das Tier geöffnet. War es bei der Häutung gestorben, oder …

… sahen wir es in Schockstarre, oder schlicht voll beschäftigt mit dem harten Job des Panzerwechsels? Weiter keine Bewegung …

Dann, später, klappte das Teil auf, der „Butterkrebs“ wurde sichtbar.

So nahmen wir an, dass es sich um ein schwer beschäftigtes Tier bei seiner Häutung handelt und entliessen es an eine geschützte Stelle in der Mühlenau (Feinschmecker wie Aal, Graureiher, Fischotter freuen sich über eine solche Delikatesse, wenn der Krebs nicht schnell genug ein sicheres Versteck erreicht).

Und dann wurde, in ausgezeichneter Beschreibung der Beobachtung, noch ein junger Steigaal gesehen. Kürzlich hatte ich das Erlebnis (ohne Foto) in Aarhus an einer Bachmündung, mitgeteilt im Beitrag vom 12. Juni 2019. – Es gibt sie also auch hier noch, wenngleich in verschwindender Anzahl. Die jungen Entdeckerinnen waren ordentlich stolz für das Lob, genau hingesehen zu haben.

Fragen über Fragen – da können künftig jede Menge Projektaufgaben betreffend der oben geäusserten Vermutungen, wo all die Gewässerlebewelt geblieben ist, erforscht und die Ergebnisse beschrieben werden.

Die Zeit vergeht, wir schliessen ab.

Foto-Shooting an der Lenkbuhne. – Ich, bachab entfernt, schüttele mich angesichts des Niedrigwassers, das die erheblichen Uferverluste der Vergangenheit (und teures Baggern weiter bachab) sichtbar macht. Wo die alten Stackpfähle ragen, befand sich ehemals Land.

Letztes Kiesschütten, Feinarbeit an der Lenknase.

Und noch einmal kommt Begeisterung auf. Gegenüber auf der Baustelle wurde die offene Erosionsrinne durch einen Damm verschlossen. Ein Rohr sichert den Ablauf von Land her kommenden Sickerwassers.

Später werden dann Damm und Rohr durch wasserbaulich gesicherten offenen Zu- und Abfluss zum Hochwasserstauraum ersetzt werden – vorbildliche Gestaltung heutiger B-Plangebiete. Besten Dank für schnelle Problemlösung!

Ein letzter Blick auf neu erzeugte Turbulenz.

Und schon verlässt die Schulklasse den Ort des Geschehens – Richtung Schule, Wochenende.

Die Mühlenau dankt herzlich für tatkräftigen Einsatz!

Kurze Zeit später folge ich ihnen Richtung Auto. Beim Verlassen der bachnahen Vegetation mit ihrem kühlenden Halbschatten erwartet mich versiegelter Stadtraum.

„Fridays for Future“, Klima, Klimawandel, Anpassung – unter anderem durch Landschaftskühlung (Grün, der Baum, die Bäume, der Wald …) – Zeit, etwas zu tun.

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