Von einem verlängerten Wochenende in Berlin zurück in Wedel.

Morgensonne in Berlin, Straßenschlucht Ost-West beleuchtet. Am Horizont ziehen nördlich die Schneewolken Richtung Hamburg / Hannover.
Schön – und kalt – war`s.

Schön und kalt auch in Wedel, nur wenig Schnee. Im Windschatten sind 10 Minuten Sonnengenuss bereits möglich.
Die nordöstliche Windrichtung hat inzwischen mehr auf östlich gedreht. Statt Hamburg – Hannover wurde das nördliche Schleswig-Holstein mit Schneemassen und Schneewehen „beglückt“. Es ist Winter.
Kalt – und stürmisch – geht`s weiter. Radeln, noch dazu mit eingefrorener Schaltung, macht je nach Richtung eher keinen Spaß. – Also auf in den Wald, Klövensteen, entlang der Wedeler Au. Da lohnt es sich, die Landesgrenze SH-HH zu überschreiten und einen der restaurierten Abschnitte anzusehen.
Zwei Dinge fallen besonders auf
- ringsum ist es arg kalt, vereist – der Bach ist frei.
- nach den Hochwässern ist alles Feste rostig überzogen – Anzeichen für den gestörten Bodenwasserhaushalt im Einzugsgebiet durch intensive Nutzung, heftige Entwässerung durch Dränagen.
Ersteres zeigt, dass wir an einem quellgespeisten Bachlauf stehen – „winterwarm“. Die Temperatur entspricht – im Fliessverlauf winterbedingt abnehmend – der Jahres-mittleren Luft- / Bodentemperatur. (Das liest sich jetzt ein wenig paradox: derselbe Bach ist aus gleichem Grund, grundwassergespeist, im Sommer „sommerkühl“, Heimat der Forelle.)
Der „Rost“ belegt, dass erhebliche Grund- / Bodenwassermengen schnell über Dräns abgeleitet werden. Strapaze nicht nur für die Hoch- / Niedrig(st)wasserführung, sondern auch für Sauerstoffhaushalt bei Umwandlung des gelösten Eisens und Besiedlungsproblematik für standorttypische Gewässerorganismen. Das Eisen wird so, statt im Bereich des Sickerwasseraustritts auszufallen, über weite Bachstrecken verteilt. Technische Abhilfe ist möglich, entspricht aber „Hantieren am Schwanz des Hundes“.

Der Wanderweg in schmaler Aue (Überschwemmungsgebiet) querab Hanna Reemtsma Haus. Das Schnittholz erinnert an die vergangenen Stürme – Massen von Bäumen, teils mitten aus dem Bestand, fielen bzw. zerbrachen.

„Warm – kalt“, der Bach und eins der neu angelegten, bei Hochwasser eingestaut und durchflossenen Flachwassergebiete (jetzt Eis drauf).
Über diese Arbeiten der Wasserwirtschaft / Bezirksamt Altona und die Streckenrestaurierungen durch den NABU Hamburg ist hier im Blog an anderer Stelle bereits mehrfach berichtet worden (ggf. mal per Suche finden).

Ein reaktivierter Bachbogen, der einst den Moränenhang anschnitt – und dem Bach von dort Steine „zum Spielen“ holte.
Da unseren Bächen solche, ehemals vorhandene Dynamik durch Festlegen in gerades kanalartiges Bett genommen wurde, müssen wir halt selbst das steinige Moränen-Material wieder zugeben – wir wollen doch einst reichhaltige Lebensräume wie quellnahe Bäche wenigstens mit einer Mindestausstattung an Leben sehen.
Wo immer Geld, Fläche und Wille vorhanden ist, „Größeres“ zu schaffen, nämlich den Gewässern Fliesslänge zurückzugeben, wäre das selbstverständlich DIE Methode der Wahl.

Wir verlassen die Aue der hier hamburgischen Wedeler Au und wandern durch den Klövensteen zum Auto zurück.
Mal sehen, wie es mit der Strukturverbesserung und Ansätzen zur Lösung, mindestens Minderung der Eisen-Situation weitergeht. Im schleswig-holsteinischen Teil liegt im wahrsten Sinn des Wortes noch ein harter Brocken, der den Zutritt von Gewässerorganismen wie Fischen und Neunaugen von der Elbe her verhindert: das Mühlenwehr in Wedel, an der B 431. Es bleibt viel zu tun.









Schöne Fotos und interessanter Text! Da möchte man gleich Mantel, Mütze und Handschuhe anziehen und das in Natura sehen.
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