Das Bezirksamt Harburg lud alle Interessierten zur Begehung des Seevekanals am 15. August ein. Dieses Treffen ist Ausgangspunkt für eine mehrjährige Zusammenarbeit „Seevekanal 2021“, in der die Lebensraumqualität dieses Stadtgewässers gemeinsam Richtung Naturnähe entwickelt werden soll. Die Qualitätssteigerung kommt nicht zuletzt der Bevölkerung zugute, die künftig von mehr Natur in der Stadt profitiert.

Über 20 Interessierte kamen zur Seevekanal-Wanderung: Anlieger, Kleingärtner und Angler, Vertreter von Umweltverbänden, Planungsbüros, Verwaltung und Politik sowie generell Interessierte. Den Bericht der ebenfalls erschienenen Lokalpresse erwarten wir gespannt.

Fachkundig wurde in die Thematik eingeführt – Stadtgewässer mit vielen Teilproblemen, aber großem Entwicklungspotential.

Was wird uns der Fang in der Fischpass-Reuse heute sagen? Auf jeden Fall wirkt sie als Treibselsammler und zeigt die Futtergrundlage der Bachorganismen: (Erlen)Blätter.
Die über die Zeit gewonnenen Daten zeigen, dass der Fischpass aufgrund seiner Abmessungen größenselektiv nur kleine Fische aufsteigen lässt – bei allerdings eindrucksvollem Artenspektrum. An der Durchwanderbarkeit des Seevekanals „Elbe – Harburger Binnenhafen – Einstieg in den Seevekanal und – das ist das Ziel der Wanderer! – Erreichen der Seeve“ muss also noch erheblich gearbeitet werden. Ein wichtiges Thema dabei ist eine hoher Wasserdurchfluss im Fischpass.

So viel Wasser muss mindestens im Karnappwehr-Fischpass fliessen, wenn er – bei seiner begrenzten Leistung – überhaupt funktionieren soll.

Und die schon in der Abwasser-Vergangenheit ihre Funktion nicht erfüllende Ableitung von gutem Seevewasser in den Ziegelwiesenkanal muss endlich ein Ende haben. „Fließgewässer spült Stillgewässer“ ist und bleibt ein Irrweg.
Weiter geht`s, dem Phoenix-Center entgegen.

Standorttypischer Baumsaum – wer seine Augen schult, erkennt das große Potential des Seevekanals. Erlen, Eschen und Weiden bilden das Grundgerüst, lichter Schatten ist Voraussetzung für den sommerkühlen Bach – in Zeiten des Klimawandels um so mehr.

Kleines Rätsel: Was steht da auf der Betonfläche? – Gar nix – Traubenkirsche, von oben betrachtet, wächst aus Betonwand.

Wo wegen zu dichter Bebauung am Ufer kein Baumstandort möglich ist, bietet Pflanzenüberhang z.B. von Büschen und Schlingpflanzen auch gute Verstecke.

Viel Trennendes gilt es beim Thema Durchwanderbarkeit zu betrachten. Generell muss daneben die Lebensraumstruktur an Sohle und Ufer verbessert werden.
Beim Bau des Phoenix-Centers Anfang der 2000er haben sich alle Beteiligten am Gewässer und Umfeld versündigt – Verstoß gegen das Verschlechterungsverbot der Wasserrahmenrichtlinie. Bis heute ist das nicht geheilt, wir sind weiter auf dem Weg.

Wegen billiger Reklame ist der Seevekanal vor dem Phoenix-Center von seinem früheren Großbaumbestand „befreit“. Das Gewässer liegt in voller Sonne – wenn sie scheint.

Da volles Licht, und nicht – wie am naturnahen Gewässer Halbschatten – hier regiert, produziert Igelkolben ungeheure Pflanzenmassen. Der früher hier typische Wasserstern ist verschwunden. Erhöhter Aufwand für Gewässerunterhaltung belastet den Steuerzahler.

Aufwärts darf (noch?) immerhin selbst aufkommender Erlenbestand das zerstörte Ufer wieder besiedeln.
Dieser Bereich wird im Projekt Seevekanal 2021 ebenfalls verbessert. Immerhin ist bereits vor einigen Jahren mit Kokoswalzen und Sumpfpflanzen ein erster Anfang am Uferrand gemacht.

Das große Potential der Natur an dieser Stelle zur Selbstheilung ist immer wieder verblüffend. Der Baum-Mix stellt sich wieder ein – wenn man ihn lässt.
Aber nicht nur das Überwinden von Bausünden und die notwendige Anpassung der Gewässerunterhaltung sind Hauptthemen, die zu behandeln sind.

Auf dem Weg zu einem besseren Gewässer wurden vor Jahren dreieckige Strömungslenker aus Holz eingebaut. Viele sind inzwischen Standort von Wasser- und Uferpflanzen geworden und gestalten den Kanal neu.

Auch Kies und Steine wurden jüngst eingebracht – leider mit dem städtischen Phänomen, dass Großsteine keine lange Verweilzeit im Gewässer kennen … – Der Kies als Lebens- und Laichraum wirkt allerdings prima.

Zum Schluss bekommen wir über ein „Entenrennen“ die veränderte Strömungssituation vorgeführt. Wo früher ödes Gleichmaß war, konzentriert sich die Strömung entlang der Lenker. Das Bachleben dankt es mit erhöhter Vielfalt.
Das war eine hervorragend gestaltete Wanderung, um den Seevekanal, seine Probleme und die Verbesserungsmöglichkeiten kennen zu lernen. Nun freuen wir uns auf die nächsten Veranstaltungen, auf denen konkret weitere Maßnahmen verabredet werden.









Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.