Die Wintergetreideernte ist in vollem Gang, die Sonne lacht.

Das Wintergetreide wird geerntet, zum Teil warten Strohballen noch aufs Abholen, mancherorts ist bereits gepflügt.

Mais wird nun bis in den späten Herbst unsere Horizonte bestimmen … – Der Horizont ist beschränkt. Man denkt automatisch an unsere Agrar- und Umweltminister, das fehlende Handeln ihrer und nachgeordneter Behörden.
Da fahre ich los, um die Veränderungen an den Kies-Einbringstellen der Seeve zu prüfen. Die Geldgeber möchten schon einmal hören und sehen, was denn aus gutem Willen geworden ist.

Haushaltssieb am Besenstiel, große weisse Blumenuntersetzer und eine Gartenharke, falls der Kieshaufen mal nicht gleich optimal liegt – mehr braucht`s nicht.

Vor einem alten Brückenfundament liegt ein halber Lkw Kies – gut zu sehen, wie die Seeve nach und nach das Material abtransportiert. Der Fluss weiss am Besten, wo die richtige Position ist.

Dieser Gewässergrund bietet Wasserpflanzen gute Ansiedlungsmöglichkeit und hält Treibsel wie Erlenblätter zeitweilig zurück. Darauf baut die Nahrungskette des Forellenbachs auf.

Und wenn dann solch reichhaltiger Porenlückenraum wie im Kies geboten wird, kann der Nachwuchs – hier 2 Jugendstadien – in Massen existieren.
Der Gewässerbiologe sieht in solch altersmäßig gutem Bestandsaufbau, dass die Situation vor Ort im Vergleich zu früher wesentlich verbessert ist. Der Fischereibiologe weiss, hier ist das ganze Jahr über „gut Fischfutter“ und verbesserter Unterstand für alle Altersklassen der Forellenbach-Fischarten.

Das weiss natürlich der erfahrene Forellenbachangler längst. 🙂 Er wartet allerdings darauf, dass endlich die Gewässerrandstreifen wieder hergestellt werden, die rechtswidrig auf der gegenüberliegenden Seite vom Mais okkupiert sind.

Wie gut, dass ich Knubberkirschen dabei habe. Erstmal im Schatten ein Bisschen Pause machen vor der nächsten Tierchen-Hatz.

In den überbreiten, noch nicht restaurierten Strecken der Seeve halten sich Wasserpflanzen meist nur in schmalem Ufersaum – hier Wasserstern und Laichkraut. Der übermäßig vorhandene, bewegte Erosions-Sand im Fluss verhindert standortgemäße Besiedlung in der Fläche.

Sehr schön an allen Kies-Einbringstellen: die Eintags- und Steinfliegenlarven in großer Zahl. Auf diesem Foto sieht man den Unterschied gut – Eintagsfliege (oben) mit deutlich erkennbaren Kiemen am Hinterleib und 3 Schwanzfäden am Ende, die Steinfliege hat 2.

Und es geht weiter. Blutweiderich vor Erlen – im Hintergrund ist der nächste Kieshaufen zu sehen. Auf meiner Uferseite liegt die zweite Hälfte des Lkw-Inhalts.

So sieht das unmittelbare Umfeld eines halbwegs intakten, sommerkühlen Forellenbachs aus – lichter Schatten durch standorttypische Gehölze.
Ein wenig Information zu Lenkbuhnen steht hier.

So, Kies-Lenkbuhne gestaltet, beim jetzigen, geringen Abfluss nur flach überflossen – vorn flächig Turbulenz, rechts Vortices, weiter rechts fast laminare Strömung.

Lenkbuhnen-Detail flächige Kleinturbulenzen – hier ist hydraulisch das „Dach über dem Kopf“ = das Versteck entstanden, das die Fische des Forellenbachs heutzutage fast überall vermissen.

Detail Strömungsrand – es ist heiss und stürmt gelegentlich. Sommerlicher Erlenblattfall treibt rasch vorbei.

Auch andere Tiergruppen sind zu sehen – Wassermilbe und Strudelwurm zum Beispiel, erkennen Sie dessen Augen und „Ohren“?

Zwischen all den Reinwasserarten findet sich auch eine Wasserassel, bekannt aus den Abwasserjahrzehnten. Damals dominierte diese Art das Bild biologischer Untersuchungen.

Dies ist wohl der Beitrag „Gärtnern im Heidebach“ – 4er (oder mehr?) -Gruppe Wasserstern in Autoreifen, eingelagert in Sandgrund – der aus vielfältigen Bächen menschengemachten Wüste.

Auf zur letzten Beprobungsstelle – sehr gut: hier ist der gesetzlich vorgeschriebene, minimale 5 m-Randstreifen wieder hergestellt (immerhin ein Anfang – selbst wenn er als landwirtschaftlicher Weg genutzt wird).

Es sind noch die Eintagsfliegen vorzustellen, hier eine runde und eine platte. Letztere fühlt sich unwohl, liegt sie doch auf dem Rücken.

Jetzt richtig rum – gut erkennbar die fadenförmigen Kiemen dieser Art. Auch die Form des mit Spoilern versehenen Rennwagens ist zu erahnen – Diese Art lebt in starker Strömung und kann sich aufgrund ihrer Form hervorragend an den Steinen halten und bewegen.

Ganz sicher bin ich nicht – eine kurz vor dem Schlüpfen stehende, da sehr dunkle Eintagsfliegenlarve? Oder ist das eine Libellenlarve, durch unterliegendes Stöckchen nicht gut erkennbar?

Zur Vervollständigung: köcherlose Köcherfliege, auf dem Rücken. Neben diesem Typ kam noch die grüne Art vor.

Der Weg zur jüngsten Kiesschüttung ist weiter als gedacht, vorbei an diversem Uferschutz-Versuch durch Holzeinbau. Hier wurde ein absterbender Erlenstamm von gegenüber genutzt.

Hohes, nacktes Steilufer auf der anderen Seite, das Korn ist geerntet. Es wäre gut, an solchen Stellen ebenfalls Strukturvielfalt aus Stein oder Holz anzustoßen. – Wir werden sehen.

DIE Bachlibelle (Männchen von Calopteryx virgo) sonnt sich auf dem Kies. Ringsum herrschte munteres Revier-Abstecken der Flatterer mit den durchweg dunkelblau-metallen schimmernden Flügeln.
Wer durch den bisherigen Bericht den Eindruck gewonnen hat, hier an der Seeve – im Einzugsbereich der nahen Freien und Hansestadt Hamburg – wäre man mit sich und sechsbeinigen, evt. noch flossentragenden Bachbewohnern allein, soll gern noch anderes sehen.
Bis zu 300 Paddler bevölkern diese Strecke an Wochenenden, insbesondere in den Sommerferien. Daher hat der Landkreis Harburg bereits vor Jahrzehnten eine zwischenzeitig fortgeschriebene Paddelverordnung erlassen, um schlimmste Auswüchse wie z.B. das Befahren von kleinsten Nebenbächen und besonders schützenswerten Gebieten zu unterbinden. – Gern gesehen ist der ruhige Wanderpaddler, wegbleiben dürften die paddelungeübten Horden, die mit Bierkisten in Leihboote steigen.

Die nun zum Teil ins Wasser profilierte Kiesbank ist gut geeignet, vollgeschlagene Boote zu leeren – geschafft. Die durch Begradigung überschnell fließende Seeve fordert vom ungeübten Paddler einiges. Mancher geht über Bord, manches Boot schlägt voll. (Die Paddler dankten begeistert dem Kies und seinem Profilierer.)

Die Tour kann weiter gehen. – Man sieht, wie tief die Paddler unter der Böschungsoberkante verschwinden – hier ist kein Entkommen! Nicht nur aus Restaurierungsgründen ist hier dringend Verbesserung im Gewässer gefordert.

Und dann … – da ist er, der legendäre Riesenotter (neulich bei Hagenbeck entkommen)! Ein brauner, runder Kopf taucht auf vor der als Lenker gestalteten Kiesbank. – Überraschung, es wurde ein brauner Labrador draus, den neuen Wasserspielplatz beim Apportieren des Balls zur Anlandung nutzend.
Das reicht jetzt an Erlebnissen am Wasser, ich fahre nach Hause.

Zu Hause angekommen begrüßen mich Hummel und Schmetterling auf Pfefferminze. Na ehrlich gesagt, das tun sie nicht, kümmern sich gar nicht um anderes als ihre Futterstelle.

Beim Abendspaziergang rubbelt sich Socke genüsslich auf nachbarlichem rauen Rasen. – Nein, er ist nicht krank, trägt keinen schwarzen Verband …

Socke hechelt – kein Wunder, wir haben gut 30 Grad im Schatten. – Das schwarze Teil ist ein Kühl-Element: in kaltem Wasser getränkt und umgeklettet. Allerdings trägt er es normal über dem Brustkorb, ist jetzt verrutscht vom Rubbeln.
Wer an gleichartig erfolgreichen Verbesserungen von Bächen und kleinen Flüssen interessiert ist, guckt hier oder liest dies – oder meldet sich per Telefon oder Mail – Beratung, Begehung, Vortrag – nichts ist unmöglich.
































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