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Archive for 16. Oktober 2011

So ein richtiger Gewässerwart von heute weiss allerhand über Lebendige Bäche und Flüsse . Gleichwohl sind Aus- und Weiterbildung wichtige Punkte im täglichen Geschehen, z.B. was Notwendiges im Gewässerumfeld oder z.B. Handeln im Klimawandel betrifft.

Neben der Vermittlung über Bilder, Vortrag und Gespräch ist die handgreifliche Wahrnehmung vor Ort wesentliches Element einer erfolgreich an anderer Stelle nutzbaren Wissensvermittlung – ohne „draussen“ geht es nicht!

Ein überschaubarer Heidebach, Laich- und Aufwuchsstrecke in der Salmonidenregion, eignet sich hervorragend für Exkursionen - und schon sieht man wieder die von links extrem herandrängende, den Bach gefährdende Landwirtschaft..

Die Brandl-Bracke unter den Exkursionsteilnehmern wartet auf interessante Aufträge ...

Der Bach präsentiert sich mit vielfältiger Struktur: rauschende Kiesstrecken wechseln mit Strudellöchern, Uferüberhang und z.T. Erlenwurzeln bieten dreidimensionale Lebensstätten.

Die Untersuchung von Wirbellosen im Bach gestaltete sich allerdings schwierig - es tauchten zunächst keine (!) Organismen beim Absieben von Uferbehang und Gewässersohle auf, obwohl alles optisch sehr vielfältig erschien. Endlich wurden einzelne Larven der Großen Maifliege Ephemera gefunden, 3 Größengruppen, hier die älteste.

Langsam, aber sicher tauchten mehr Arten auf: Am Haus einer Köcherfliegenlarve sitzt eine Steinflliegenlarve.

Prachlibellenlarve im Fang - ein Zeichen für gute Gewässerstruktur mit Vielfalt aus Stein und Holz.

Wie ich inzwischen gelernt habe, ist dies ein Otterscharrhaufen auf einer Sandbank - Aktivität des Fischotters, wenn Hochwasser frühere Markierungen gelöscht hat (Dank nach Hankensbüttel für die Aufklärung!).

Na, und da ist er neben der Stiefelspur: ein eindeutiger Pfotenabdruck des Fischotters.

In sandigem Gewässergrund fanden wir auch eine Neunaugenlarve.

Und die Brandl-Bracke war begeistert! Spuren über Spuren - vor allem Wildschweinwechsel, erkennbar an erheblicher Erosion des nicht wurzelgeschützten Bachufers neben landwirtschaftlicher Intensivnutzung, hatten es ihr angetan. - "Darf ich da jetzt in den Mais rein???" - "Nein!"

Uferwechsel war angesagt - bin schon drüben.

Eine abgängige Straßenunterquerung mit erheblichem Absturz - hier soll demnächst im Zuge des Neubaus die Durchwanderbarkeit für die Gewässerorganismen wieder hergestellt werden.

Eine Kiesbank oberhalb einer Erlenwurzel zeigte, dass der Gewässergrund hier von Bachforellen als Laichplatz genutzt worden war.

So wollten wir dann per Elektrofischerei auch wissen, welche Fische hier wohl leben.

Gut, wenn man sie in der Forellenregion findet - die Forelle. Ob nun die Standform Bachforelle oder ein Fisch "mit aktiviertem Wander-Gen", die Meerforelle - das wird uns dieser Fisch erst nächstes Frühjahr verraten.

Wie sich das für einen anständigen Laich- und Aufwuchsbach der Forelle gehört, kommt als Begleitfisch die Mühlkoppe vor - schön zu sehen, wurde dieser Fisch doch aus falsch verstandenem Konkurrenzdenken jahrzehntelang bis zur Ausrottung verfolgt.

Zusammengefasst stellen wir fest, dass es sich um einen der wertvollsten, früher in unserer Landschaft typischen, vielfältig strukturierten Quellbäche handelt. Eine Vielzahl von Wirbellosenarten haben wir (mühsam !) zusammengesammelt. Aber die aufgrund der guten Gewässerstruktur zu erwartenden Individuenmassen (bis zu mehreren 10.000 / m² sind üblich!) waren nicht da – ein Zeichen für offenbar vorhandene extreme Gefährdung dieses Bachs.

Damit steht er nicht allein. Wie Ortskundige berichteten, war kürzlich beim Ablassen eines Teiches eine wahre Schlammlawine mit der künstlich erzeugten Hochwasserwelle durchgegangen. Extreme Sauerstoffzehrung hat offenbar mehr als 90 % der Organismen vernichtet.

Und das Umfeld zeigt, wie nicht akzeptabel unsere empfindlichen Bäche heute bedroht werden – vergessen wir nicht: von einem Berufsstand mit besten Lobby-Beziehungen, der zu großen Teilen von unser aller Steuersubventionen lebt. – Es ist an der Zeit, für dieses Geld angepasstes Verhalten mit Schutz von Boden, Wasser und Luft zu verlangen.

Bedrohung für Gewässer: Ackerbau bis an die oberste Uferkante. Gewässerrandstreifen müssen endlich überall an Bächen eingefordert werden einschließlich ihres standorttypischen Gehölzsaums.

Die Nicht-Akzeptanz der Landwirtschaft gegenüber beidseitigen, standorttypischen Erlensäumen führt zu extremer Ufer-Erosion - hier sogar in der Innenkurve!

Hilfsweise können Treibselsammler z.B. aus Stöcken den charakteristischen Bachquerschnitt wieder herstellen. Der Haselstecken zeigt, wie weit ein solcher Sammler auf Mittelwasserniveau in der Gewässersohle von rechts kommend gesteckt werden kann.

Hilfen für derart geschundene Bäche sind meist recht einfach. Hier in der rechten Spalte des Blogs unter „Hölzchen und Stöckchen“ verbergen sich eine Vielzahl Beispiele, wie es in der Praxis funktioniert. Eine kurze Zusammenstellung als pdf-Datei findet sich unter www.salmonidenfreund.de und eine Zusammenfassung verschiedener Restaurierungstechniken einschließlich Grundlagen und vorheriger Bachzerstörung ist hier als Download verfügbar.

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Fast ist die Gewässer-Konferenz zu Ende. Zum Schluss fahren wir die Westküste Jütlands nordwärts und sammeln in Ribe die Auto(heim)fahrer mit dem Bus auf. Unser Ziel ist die Varde Å, an der ein Kraftwerk ausser Betrieb genommen wurde. Damit ist die Ableitung des Flusswassers nicht mehr erforderlich, alte Mäander wurden über 20 km wieder hergestellt und der früher berühmte Lachs-Fluss fließt in zahlreichen neuen Windungen. Wie andernorts wurde eine große Fischteichanlage mit Regenbogenforellenmast ausser Betrieb genommen und auch dort der Fluss re-mäandriert. Die Fischzucht läuft nun als Intensivanlage mit Grundwasser und Abwasserreinigung weiter.

Der Postillion bläst zum Abschluss der Konferenz.

Vorbei geht die Busfahrt an heutzutage leider typischer, hochsubventionierter Mais-Einöde.

Mais, wohin das Auge schaut. Fast hätten wir den Lastzug nicht kommen sehen.

In Ribe steigen unsere Autofahrer in den Bus. Von hier aus können sie heute Abend schnell in alle Richtungen heimwärts fahren.

Erster Stopp an einer stillgelegten früheren Intensiv-Fischteichanlage. Hier kann man Alt-Erlen sehen - noch allzu selten an dänischen Fließgewässern. Der Fluss ist auf der ehemaligen Fischzuchtfläche wieder in Mäander gelegt.

Vortex, Strudel - sitzt hier "der Nöck" am Grund, der alles hinunter zieht?

Vortex, Strudel - Kennzeichen für Lebendigkeit, Sauerstoffversorgung des wieder entstandenen vielfältigen Flusslebensraums.

Englisch-deutsche Fachsimpelei an neuen Mäandern.

Und weiter geht`s zu den neuen 20 km re-mäandrierten Varde Å-Landschaften.

Da ist er, der vom Wetterbericht vorhergesagte "einzelne Schauer" - scharfer Wind bläst Nieselregen-Massen. Aber Interessierte kann das nicht von ihrem beschlossenen Handeln abhalten: der Fliegenfischer wirft beherzt gegen den Wind, unsere Gruppe blickt mit dem Wind flussauf.

Intensiv-Fischzucht fordert intensive Maßnahmen - hier: Belüfter.

Noch etwas notwendiger Weise intensives: Luftschutz - gegen den von oben angreifenden "Feind".

Damit der Beitrag nicht im allzu Positiven hängen bleibt, ein kleines Intermezzo – Landwirtschaft mal wieder.

EU-Agrarprofil - hier wären mal einige andere EU-Gesetze anzuwenden, als nur platt Subventionen rüber zu reichen. Maishorizont, Moränenhang, überlasteter Wasserkörper, durch Viehtritt vollkommen zerstörter Boden bis an den Gewässerrand.

Farben - rot-grün: Ocker - geht hier alles "in die Binsen"?

Aber zurück zum Fluss – der wurde wirklich beeindruckend restauriert.

Zusammengesetztes Foto - mal groß-klicken: links die wieder in Tieflage mit all ihrem Wasser fließende Varde Å, mittig der ehemalige Damm mit Fahrweg, rechts der in weiten Teilen verfüllte, teils als Feuchtgebiet belassene, hochliegende ehemalige Ansager Kanal, der das Varde Å-Wasser in den Kraftwerks-Stausee ableitete.

"Tja," sagt der in DK arbeitende Engländer seinem Landsmann "diese Beispiele nimm mal zum Nachahmen mit rüber auf die Insel."

Varde Å-Mäander folgt Varde Å-Mäander ... (fehlen "nur noch" die Erlen ...) 🙂

Siehstewoll! - Alt-Erlen am Altarm, es geht doch!

Also, liebe Gewässerfachleute, lasst mal der natürlichen Sukzession ihren Lauf. Vermutlich kommen wir da mit Vielem, so auch mit der Anpassung an den Klimawandel viel besser zurecht, als wenn wir immer meinen, an allem herumfuckeln (der Aktivist nennt das gern verniedlichend "behutsam pflegen") zu müssen.

Gurus unter sich - wir sind uns alle mit den dänischen Kollegen einig: Das war eine hervorragende Veranstaltung!

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Die Exkursion am zweiten Veranstaltungstag führte uns – gegenläufig in 2 Bussen – zum Wattenmeer an der Vidå Sluse (vorbei an der älteren Højer Sluse = Schleuse) und ins Kongens Mose, ein Hochmoor.

Der Blick aus dem Busfenster zeigt: das Wetter wird wechselhaft.

Umgepflügt - fettes Marschland. Der Boden (k)lebt. (Zitat Prof. Miehlich aus anderem Zusammenhang - passte hier so schön) 🙂

Bei einer Busfahrt gibt`s immer viel zu sehen. Erstaunlich, es weiden heutzutage sogar Kühe gelegentlich auf Feuchtwiesen - und das in der ansonsten intensiv genutzten Marsch.

Flaches Land: Der steife Westwind steht gegen den Wasserabfluss, stehende Wellen bauen sich auf.

Spezial-Traktor: Winkel-Mäher.

Blick über den Deich: Hoher Himmel über dem Watt.

Verblühte Strandastern vor dem Watt bei Ebbe.

Heute ist der Wind wieder ein richtiger Schaumschläger!

Schlagsahne auf Wattboden - es wird Zeit, den Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft zu minimieren. Nötiger Meeresschutz wird seit 3 Jahrzehnten missachtet.

Blick deichwärts zur Schleuse, grün.

Schlange vor der Herrentoilette? - Ach nein, Windschutz Suchende vor dem Schleusengebäude.

Uns wird ist es hier zu lausig – wir fahren weiter zum Hochmoor Kongens Mose.

Anfahrt über Feldweg: Uuups, ganz schön eng hier! Bus und Raupe mussten ordentlich rangieren.

Spuren in der Landschaft - Allerweltsbild heutiger Landwirtschaft: Bodenüberforderung mit zu schwerem Gerät und / oder Landnutzung zur Unzeit. Der "schlagkräftige Landmann" will immer können!

Das Hochmoor präsentiert sich herbstlich gelb-rot.

Gelb-grün geht auch.

Gar schaurig ist`s ...

So, genug Frischluft – uns wird das mit dem Dunkelwerden, dem auffrischenden Wind (und dem Anruf von der „Watt-Gruppe“, dass rasend ein Regengebiet zu uns auf dem Weg ist) jetzt zu ungemütlich im Hochmoor. Schnell zurück zum Bus, Schluss für heute.

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Internationales Fahnenmeer zur Internationalen Konferenz.

Veranstaltungsort der Internationalen Gewässerrestaurierungs-Konferenz war das Ecco-Centre in Tønder.

Die Shetlandponys vor dem Ecco-Fuß freuen sich über die Sonne – und den vom Fuß gebotenen Windschatten.

Spezialfoto mit Ecco-Centre - letzter Blick auf den silbergrauen, alten Koreaner.

Spezialfoto mit Ecco-Centre – letzter Blick auf den silbergrauen, alten Koreaner.

Geschafft, die Zeit der Organisation ist vorbei, die Life-Fahne kann aufgestellt werden. 🙂

Schöne Räumlichkeiten – und eine ausgezeichnete Küche – erwarten die Gäste.

Die Technik „steht“ – es kann losgehen.

Die Konferenz wurde von Seiner Königlichen Hoheit, Prinz Joachim, eröffnet – Schirmherr des vor seinem Abschluss stehenden EU-Life-Projekts.

Ausgewählte Vorträge boten einen sehr guten Überblick über den heutigen Stand der Gewässerverbesserung mit dem Wanderfisch Schnäpel als speziellem Schwerpunkt. Da diese „hydraulisch schwache“ Art wie z.B. auch die Flussfische Äsche aus der Salmoniden- und Hasel aus der Karpfenfamilie besondere Ansprüche an den Lebensraum stellt, ist die Wiederkehr  selbstreproduzierender Bestände ein besonderes Zeichen für erfolgreiches Restaurieren.

Fachsimpeleien – Eine wahrhaft praxisbezogene Konferenz – sehr gut, dass langes Sitzen bei virtuell Vermitteltem ergänzt wird durch Exkursionen – ein wahres Gesundheitsprogramm.

Die erste Exkursion der Konferenz ging an den neu angelegten Nørresø, große, neben der Vidå angelegte Flachwasserbereiche, die Schnäpellarven für ihre erfolgreiche Entwicklung zum Jungfisch benötigen. Erst danach sind sie in der Lage, den Wanderweg Richtung Wattenmeer durch die Brackwasserzone zu bewältigen.

Ein neuer Deich ermöglicht groß angelegte, neue Flachwasserbereiche. Nicht nur die Schnäpellarven, auch Amphibien, Vögel und viele anderen Organismen profitieren hier von „neuer Natur“. – Die „reinen“ Salmonidenfreunde allerdings haben Angst um ihre abwandernden Smolts von Meerforelle und Lachs. Hechte und fischfressende Vögel werden ihren Tribut fordern – das aber ist nun einmal Teil des Naturgeschehens.

Oha – was für Höhenunterschiede der Wasserkörper! Links neben dem Deich Fluss und Flachwasser, rechts der durch Pumpen tief gehaltene Wasserstand, der die landwirtschaftliche Nutzung des Polders ermöglicht. Nicht zu vergessen: das Umfeld von Tønder liegt unter dem mittleren Meereswinterwasserstand …

Der Angler, ganz links im Bild, machte einen etwas verfolgten Eindruck: gerade wanderte unsere erste Busladung vorbei, nun wir, die zweite – und da kommen auch noch Rennruderer den Fluss entlang!

Strömungsturbulenz, wir erreichen das untere Ende des um den Mühlenteich gelegten fließgewässerartigen Umlaufs – beste Variante für freies Wandern der Wirbellosen und Fische.

Sehr schön, standorttypische Gewässervegetation hat den im Bauzustand wie ein Steinbruch bzw. eine Kiesgrube aussehenden Umlauf inzwischen mit vielfältigen Strukturen ausgestattet – nicht zuletzt auch ein Gewinn für das Stadtbild.

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Die Konferenzveranstalter hatten ein Gesundheits- und Touri-Programm für uns vorbereitet. Wir konnten die Gelegenheit nutzen, bei etwas Glück das Natur-Phänomen „Sort Sol“ = „Schwarze Sonne“ zu erleben. Dazu bestand die Auswahl, die Exkursion per Fahrrad, per Kanu oder zu Fuß anzugehen.

25 Fahrräder und 7 Kanus standen bereit - die anderen Teilnehmer durften zu Fuß gehen.

Wir radelten den herbstlich beeren-rot gefärbten Straßenrand entlang gen Südwesten.

Überraschung - wir queren die Grenze nach Deutschland, der Einkaufsort Aventoft ist unser Ziel.

Auf dem Deich sitzen und stehen schon mehr als 200 andere Interessierte - mal sehen, was uns erwartet.

Zunächst sehen wir in der Ferne alte Bekannte - 4 der 7 Kanus werden professionell gegen starken Gegenwind gefahren, die 3 anderen haben heftig zu kämpfen. Am Horizont wandern unsere Fußgänger.

Die Zeit vergeht, die Sonne sinkt. - Aaah, ein erster, kleinerer Vogelschwarm vor dem Sonnenhorizont - noch sind wir Menschen fast in der Überzahl.

Und noch immer treffen weitere Zuschauer ein - inzwischen sind wir gut über 500, an die 1000.

Aber dann, es weht weiter und ist noch kühler geworden, die Sonne ist fast weg ... - die Stare kommen in Massen.

"Sort Sol" - "Schwarze Sonne" - wir hatten Glück, Abertausende Stare bescherten uns ihren beeindruckenden abendlichen Einflug in die Schlafstätte der Vidå-Schilffelder.

Das war wirklich ein Erlebnis! Jetzt schnell zu den Rädern und zurück nach Tønder.

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