So ein richtiger Gewässerwart von heute weiss allerhand über Lebendige Bäche und Flüsse . Gleichwohl sind Aus- und Weiterbildung wichtige Punkte im täglichen Geschehen, z.B. was Notwendiges im Gewässerumfeld oder z.B. Handeln im Klimawandel betrifft.
Neben der Vermittlung über Bilder, Vortrag und Gespräch ist die handgreifliche Wahrnehmung vor Ort wesentliches Element einer erfolgreich an anderer Stelle nutzbaren Wissensvermittlung – ohne „draussen“ geht es nicht!

Ein überschaubarer Heidebach, Laich- und Aufwuchsstrecke in der Salmonidenregion, eignet sich hervorragend für Exkursionen - und schon sieht man wieder die von links extrem herandrängende, den Bach gefährdende Landwirtschaft..

Der Bach präsentiert sich mit vielfältiger Struktur: rauschende Kiesstrecken wechseln mit Strudellöchern, Uferüberhang und z.T. Erlenwurzeln bieten dreidimensionale Lebensstätten.

Die Untersuchung von Wirbellosen im Bach gestaltete sich allerdings schwierig - es tauchten zunächst keine (!) Organismen beim Absieben von Uferbehang und Gewässersohle auf, obwohl alles optisch sehr vielfältig erschien. Endlich wurden einzelne Larven der Großen Maifliege Ephemera gefunden, 3 Größengruppen, hier die älteste.

Langsam, aber sicher tauchten mehr Arten auf: Am Haus einer Köcherfliegenlarve sitzt eine Steinflliegenlarve.

Wie ich inzwischen gelernt habe, ist dies ein Otterscharrhaufen auf einer Sandbank - Aktivität des Fischotters, wenn Hochwasser frühere Markierungen gelöscht hat (Dank nach Hankensbüttel für die Aufklärung!).

Und die Brandl-Bracke war begeistert! Spuren über Spuren - vor allem Wildschweinwechsel, erkennbar an erheblicher Erosion des nicht wurzelgeschützten Bachufers neben landwirtschaftlicher Intensivnutzung, hatten es ihr angetan. - "Darf ich da jetzt in den Mais rein???" - "Nein!"

Eine abgängige Straßenunterquerung mit erheblichem Absturz - hier soll demnächst im Zuge des Neubaus die Durchwanderbarkeit für die Gewässerorganismen wieder hergestellt werden.

Eine Kiesbank oberhalb einer Erlenwurzel zeigte, dass der Gewässergrund hier von Bachforellen als Laichplatz genutzt worden war.

Gut, wenn man sie in der Forellenregion findet - die Forelle. Ob nun die Standform Bachforelle oder ein Fisch "mit aktiviertem Wander-Gen", die Meerforelle - das wird uns dieser Fisch erst nächstes Frühjahr verraten.

Wie sich das für einen anständigen Laich- und Aufwuchsbach der Forelle gehört, kommt als Begleitfisch die Mühlkoppe vor - schön zu sehen, wurde dieser Fisch doch aus falsch verstandenem Konkurrenzdenken jahrzehntelang bis zur Ausrottung verfolgt.
Zusammengefasst stellen wir fest, dass es sich um einen der wertvollsten, früher in unserer Landschaft typischen, vielfältig strukturierten Quellbäche handelt. Eine Vielzahl von Wirbellosenarten haben wir (mühsam !) zusammengesammelt. Aber die aufgrund der guten Gewässerstruktur zu erwartenden Individuenmassen (bis zu mehreren 10.000 / m² sind üblich!) waren nicht da – ein Zeichen für offenbar vorhandene extreme Gefährdung dieses Bachs.
Damit steht er nicht allein. Wie Ortskundige berichteten, war kürzlich beim Ablassen eines Teiches eine wahre Schlammlawine mit der künstlich erzeugten Hochwasserwelle durchgegangen. Extreme Sauerstoffzehrung hat offenbar mehr als 90 % der Organismen vernichtet.
Und das Umfeld zeigt, wie nicht akzeptabel unsere empfindlichen Bäche heute bedroht werden – vergessen wir nicht: von einem Berufsstand mit besten Lobby-Beziehungen, der zu großen Teilen von unser aller Steuersubventionen lebt. – Es ist an der Zeit, für dieses Geld angepasstes Verhalten mit Schutz von Boden, Wasser und Luft zu verlangen.

Bedrohung für Gewässer: Ackerbau bis an die oberste Uferkante. Gewässerrandstreifen müssen endlich überall an Bächen eingefordert werden einschließlich ihres standorttypischen Gehölzsaums.

Die Nicht-Akzeptanz der Landwirtschaft gegenüber beidseitigen, standorttypischen Erlensäumen führt zu extremer Ufer-Erosion - hier sogar in der Innenkurve!

Hilfsweise können Treibselsammler z.B. aus Stöcken den charakteristischen Bachquerschnitt wieder herstellen. Der Haselstecken zeigt, wie weit ein solcher Sammler auf Mittelwasserniveau in der Gewässersohle von rechts kommend gesteckt werden kann.
Hilfen für derart geschundene Bäche sind meist recht einfach. Hier in der rechten Spalte des Blogs unter „Hölzchen und Stöckchen“ verbergen sich eine Vielzahl Beispiele, wie es in der Praxis funktioniert. Eine kurze Zusammenstellung als pdf-Datei findet sich unter www.salmonidenfreund.de und eine Zusammenfassung verschiedener Restaurierungstechniken einschließlich Grundlagen und vorheriger Bachzerstörung ist hier als Download verfügbar.































































Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.