Und wieder war uns der heilige Petrus hold – der Regen wäre zwar nötig gewesen …

Begeisterte Studenten und Gäste am Start - mal sehen, was wir so erleben werden.
Da waren sie wieder, TU Hamburg-Harburg-Studenten aus aller Welt – dieses Mal aus Dänemark, Italien, Indien, Indonesien, Luxemburg, Mexiko, Rumänien, Schweden, Spanien, Türkei, USA, Vietnam und Deutschland, um sich praktizierte Gewässerökologie in der Samtgemeinde Tostedt anzusehen. Mit den Heidebächen Seeve, Este, Oste und Wümme sowie ihren Nebenbächen gibt es hier viel zu sehen, zumal 3 Jahrzehnte Gewässer-Restaurierungspraxis nicht alltäglich sind.

Mitten im Mai - seit Herbst offener Boden, Wind- und Wassererosion ausgesetzt. Standortangepasste Bodenbearbeitung sieht anders aus.

Auf einen solch leichten Boden gehört Dauergrün, am Besten Wald. Eine Schande, dass wir Steuerzahler hier per ErneuerbaremEnergieGesetz die Fruchtfolge Gülle - Mais höchst subventionieren!

Beregnung aus dem oberen Grundwasserleiter - monatelang. Kein Wunder, dass die Bäche im Umfeld austrocknen.

Hier durfte der - kanalartig ausgebaute - Forellenbach seinen standorttypischen Erlensaum über 25 Jahre entwickeln - ein guter Anfang für bessere Zeiten.

Wo Grünfutter ist, ist die Kuh nicht fern - hier der Erlenblattkäfer mit Frau. Gefressen haben sie auch schon, wie man sehen kann.

In sachgemäß restaurierten Strecken bildet sich Vielfalt - wechselnder Steingrund, lichter Schatten und die Pflanzen als "Wasserbaumeister" verhelfen dem Bach zu seinem turbulenten Stromstrich.

Da freut sich der Bachflohkrebs - auch er ein Freund der Erlenblätter. Daneben sind Eintagsfliegenlarven zu sehen. Die Kriebelmückenlarven, Feinpartikelstrudler, zeigen den oberhalb liegenden Teich an, der bach-untypisches Algenplankton abtreiben lässt.

Jetzt geht`s in einen sehr abwechslungsreichen Wald / Forst.

Extrem wenig Wasser auf der Rausche zeigt, dass es wochenlang nicht geregnet hat und - vor allem - dass der obere Grundwasserleiter durch Trinkwasserentnahme und Agrarberegnung schon jetzt im Mai extrem beansprucht ist.

Im Wald finden wir keinen lebendigen Waldbach, sondern eine kanalartig ausgegrabene Sandwüste. Der elende Zustand muss verbessert werden!

Buhnen allein bringen hier kaum Veränderung.

Wunder bewirkt der Treibselsammler (mal im Blog die Kategorie "Hölzchen und Stöckchen" erforschen): vorbei Treibendes wird zu dreidimensionaler Struktur gesammelt, massenhaft Wirbellose finden ein Zuhause, auch Fische erhalten endlich wieder ihr Dach über dem Kopf.

Eine weitere Wunderfunktion der Treibselsammler kann genutzt werden für die Wiederherstellung der Gleithänge bzw. neuer Ufer - hier gerade beginnend. Der Unterhaltungsverband freut sich, braucht er doch vor Ort gehaltenen Boden nicht anderswo teuer zu baggern.

Dann gingen wir noch an einen Wiesenbach-Abschnitt. - Hallo! Wiesenbach-, nicht Wiesen-Abschnitt!

Alt-Erle, Zeugin der Vergangenheit, belegt früheren, viel schmaleren Bachquerschnitt. Ihre Wurzeln sind wesentlicher Bestandteil des gesunden Bachs und des erosionsgeschützten Ufers.

Wo der Bach seine Turbulenz zurückgewonnen hat, kommt neben anderen Anzeigern dieser Verbesserung vielleicht sogar die Steinfliegenfamilie zurück - wir waren begeistert.

Bei so viel Erlebnissen kann man dann schonmal ein Bisschen ausgelassen werden - auf geht`s zum Bus.

Das war ein Exkursionswetter! - Zu Hause angekommen sieht es dann wenig später ausgesprochen dunkel aus - geregnet hat es aber erstmal nicht.
Na ja, ein Bisschen Regen hat es seitdem ja doch gegeben aber immer so 2; 4,5; 5; 5 Millimeter am Tag – es reicht halt noch immer nicht. Kein Wunder, dass die Elbe weniger als 500 m³ / s Wasser führt und sich das Sauerstoffloch mit fischkritischen Werten im Hamburger Hafen einrichtet, pendelnd mit Ebbe und Flut.
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