Wanderfische wollen wandern – da müssen wir Menschen aber noch einiges an Zerstörungen durch früheren Gewässerausbau und harte Gewässerunterhaltung bereinigen. Dazu gehört, den Wanderfischen die Hindernisse aus dem Weg zu nehmen. Und es sind weit mehr als Lachs und Meerforelle, Fluss- und Meerneunauge. Die wahren Herausforderungen stellen die schwächeren Schwimmer, wollen wir nur annähernd früheren Arten- und Individuenreichtum zurück gewinnen.
Das dänische Schnäpel-Projekt macht es vor. Nachdem vorab intensiv untersucht worden war, was die Ursachen für das Verschwinden dieser früher häufigen Fischart sind, wird genau so intensiv über ein vorbildliches EU-Projekt daran gearbeitet, dieser extrem gefährdeten Art wieder bessere Lebensbedingungen zu bieten.
Ein Faltblatt in deutscher Sprache erläuterte die Grundlagen. [Da haben die dänischen Kollegen mit Schluss des Projekts im Frühjahr 2013 doch tatsächlich das Faltblatt in Deutsch aus dem Netz genommen …]
Wie viele andere Fließgewässerarten ist der Schnäpel ein „hydraulisch schwacher“ Fisch, das heißt, seine Larven und Jungfische, auch je nach Situation die erwachsenen Tiere, werden bei Hochwasserstößen aus dem Lebensraum heraus, abwärts, „geblasen“. Wenn das Jugendformen zu früh ins Brackwasser transportiert, sterben sie – ein ganzer Jahrgang ist ausgelöscht. Außerdem sind Hindernisse für die Aufwärtswanderung, also die Wiederbesiedlung von Strecken, oder für die Laichwanderung aus dem Brackwasser in Kiesbäche, limitierend. Bereits kleinste Abstürze kann oder will der Schnäpel nicht überwinden – fatal!
Das gilt genau so für vergleichbare Arten wie die Äsche und den Hasel.

Bachmanns Mühle in Tönder, Google Earth-Foto aus 2006: noch versperrt die Situation am Mühlenwehr hydraulisch schwachen Gewässerorganismen den Zugang zur Vidå.
Wenn diese Ursachen, also fehlende Gewässerstruktur durch Ausbau und harte Gewässerunterhaltung, nicht beseitigt werden, können noch so oft Hunderttausende Besatzfische ausgesetzt werden. Man könnte genau so gut sein Portemonnaie ins Wasser werfen – es bringt nix (außer, dass das Geld weggeworfen ist)! – Anders herum gesagt: alles, was für die hydraulisch schwachen Arten getan wird, kommt um so mehr den starken Schwimmern zu Gute sowie einer Vielfalt von Wirbellosen und standorttypischen Pflanzen.
Hier setzt das dänische Projekt an. Die westwärts ins Wattenmeer mündenden Bäche in Südjütland werden systematisch verbessert, vgl. o. gen. Internetseite. Die folgenden Fotos zeigen die inzwischen hergestellte Barrierefreiheit an Bachmanns Mühle in Tönder. Südjütland ist immer eine Reise wert, z. B. auch mit dem Rad auf der Grenzroute.





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