Feeds:
Beiträge
Kommentare

Archive for Juli 2010

Frühling und Sommer 2010 - seit April misst der Regenmesser: fast nichts.

Nicht nur der Rasen ist verbrannt in den vergangenen Wochen, in denen nahezu kein Regen fiel. Die Landwirtschaft hat deutliche Einbußen zu verkraften, Gewässer mit chronischer Belastung sind am Lebensminimum ihrer Bewohner angelangt, Teiche und Bachoberläufe fallen trocken.

Mais auf leichtestem Boden - die Gülle (hier weitgehend im Grundwasser und in der Luft weiter transportiert) und die Beregnung haben nicht diese traurige Situation verhindern können.

Wie sagt das Bundesagrarministerium (für Leser mit mehr Zeit: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) dazu so treffend:

„Biologische Vielfalt in der Landwirtschaft ist auch nötig, damit die Ernährungs-, Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sich an verändernde Umweltbedingungen wie dem Klimawandel oder neue Ansprüche von Verbrauchern an landwirtschaftliche Produkte anpassen können.“

Wenn Boden schon lange nicht mehr als das Kapital des Landwirts, sondern als pures Stützvolumen für beliebiges Grün angesehen wird, wenn offenbar nicht einmal die Beratung des Fachministeriums ausreicht – wann tritt endlich der Bund der Steuerzahler auf dem Plan, damit derlei Verschwendung von Steuergeld in fehlgeleitete Subvention ein Ende hat?

Read Full Post »

Juli – je nach Verbesserungszustand unserer Fließgewässer und Lage zu Quellzutritten finden sich neben anderen Anzeigern wie Eintags-, Stein- und Köcherfliegen auch charakteristische Libellen wieder ein.

Fehlen die standorttypischen Bäume am Ufer und im Umfeld, ist der Bach durch Besonnung überwärmt. Dann fliegt Calopteryx splendens, die Gebänderte Prachtlibelle, die eher für Flüsse typisch ist, die bereits in einer Breite fließen, die den Kronenschluss der Bäume ausschließt (Fluß breiter 10 m statt Bach).

Quellnäher bzw. bei fortgeschrittener Restaurierung vorher übersonnter, überwärmter Bäche findet sich die Blauflügel-Prachtlibelle wieder in ansteigender Individuenzahl ein.

Wie der Name sagt – sie bieten ein prachtvolles Bild, sei es beim Revier-Abgrenzen, beim Balzflug oder auf der Jagd.

Eisvogelartig schillernd umfliegt das Calopteryx splendens-Männchen das auf dem Erlenblatt sitzende Weibchen.

Beeindruckend, dieser kleine Hubschrauber.

Read Full Post »

Wanderfische wollen wandern – da müssen wir Menschen aber noch einiges an Zerstörungen durch früheren Gewässerausbau und harte Gewässerunterhaltung bereinigen. Dazu gehört, den Wanderfischen die Hindernisse aus dem Weg zu nehmen. Und es sind weit mehr als Lachs und Meerforelle, Fluss- und Meerneunauge. Die wahren Herausforderungen stellen die schwächeren Schwimmer, wollen wir nur annähernd früheren Arten- und Individuenreichtum zurück gewinnen.

Das dänische Schnäpel-Projekt macht es vor. Nachdem vorab intensiv untersucht worden war, was die Ursachen für das Verschwinden dieser früher häufigen Fischart sind, wird genau so intensiv über ein vorbildliches EU-Projekt daran gearbeitet, dieser extrem gefährdeten Art wieder bessere Lebensbedingungen zu bieten.

Ein Faltblatt in deutscher Sprache erläuterte die Grundlagen. [Da haben die dänischen Kollegen mit Schluss des Projekts im Frühjahr 2013 doch tatsächlich das Faltblatt in Deutsch aus dem Netz genommen …]

Wie viele andere Fließgewässerarten ist der Schnäpel ein „hydraulisch schwacher“ Fisch, das heißt, seine Larven und Jungfische, auch je nach Situation die erwachsenen Tiere, werden bei Hochwasserstößen aus dem Lebensraum heraus, abwärts, „geblasen“. Wenn das Jugendformen zu früh ins Brackwasser transportiert, sterben sie – ein ganzer Jahrgang ist ausgelöscht. Außerdem sind Hindernisse für die Aufwärtswanderung, also die Wiederbesiedlung von Strecken, oder für die Laichwanderung aus dem Brackwasser in Kiesbäche, limitierend. Bereits kleinste Abstürze kann oder will der Schnäpel nicht überwinden – fatal!

Das gilt genau so für vergleichbare Arten wie die Äsche und den Hasel.

Bachmanns Mühle in Tönder, Google Earth-Foto aus 2006: noch versperrt die Situation am Mühlenwehr hydraulisch schwachen Gewässerorganismen den Zugang zur Vidå.

Wenn diese Ursachen, also fehlende Gewässerstruktur durch Ausbau und harte Gewässerunterhaltung, nicht beseitigt werden, können noch so oft Hunderttausende Besatzfische ausgesetzt werden. Man könnte genau so gut sein Portemonnaie ins Wasser werfen – es bringt nix (außer, dass das Geld weggeworfen ist)! – Anders herum gesagt: alles, was für die hydraulisch schwachen Arten getan wird, kommt um so mehr den starken Schwimmern zu Gute sowie einer Vielfalt von Wirbellosen und standorttypischen Pflanzen.

Hier setzt das dänische Projekt an. Die westwärts ins Wattenmeer mündenden Bäche in Südjütland werden systematisch verbessert, vgl. o. gen. Internetseite. Die folgenden Fotos zeigen die inzwischen hergestellte Barrierefreiheit an Bachmanns Mühle in Tönder. Südjütland ist immer eine Reise wert, z. B. auch mit dem Rad auf der Grenzroute.

Blick von der Söndergade bachabwärts: über eine flache Rausche umfließt die Vidå den Mühlenteich.

Die selbe Strecke, Blick bachauf, mit Häusern der Söndergade.

In Fischwegen ist natürlich jegliche Fischerei verboten – eine Straftat, bei der hohe Strafen drohen.

Wir waren nach langer Trockenheit da: das Foto zeigt eindrücklich die Notwendigkeiten des Gewässerrestaurierens. Die monotone Überbreite unserer ausgebauten Fließgewässer muss wieder den wechselnden Abflussverhältnissen angepasst werden.

Read Full Post »

Viel Vielfalt auf kleinem Raum...

15 Hölzchen und Stöckchen von 2-5 cm Durchmesser reichen aus, um einen strukturlosen Bach zu beleben.

Als Treibselsammler eingebaut halten sie alles Mögliche auf – Ästchen, Äste, Wasserpflanzen und anderes Treibgut. So strukturiert sich der Bereich, Boden sammelt sich, vorher hier nicht lebensfähige Wasserpflanzen siedeln sich an (hier: Wasserstern). Der verschmälerte Strömungsbereich ist turbulenter, strudelt festen Grund frei.

Aus der bewegten Sandwüste ist ein strukturiertes Bachbett geworden.

Mehr dazu findet sich in der rechten Spalte oben unter „Kategorien: Hölzchen und Stöckchen“. Es erscheint eine Sammlung Beiträge, durch Anklicken einer Überschrift kommt der gesamte Beitrag mit Fotos zum Vorschein.

Read Full Post »

Übrigens, falls Sie es nicht schon wussten oder ahnten, die Hamburger Elbe ist wieder zur Todeszone geworden. Der vorstehende Link erläutert die nun folgenden Bilder (Quelle: Wassergütemessnetz, Hamburg).

Blankenese, Nordufer am Westende des Hamburger Hafens: der Sauerstoffgehalt erreicht für Gewässerorganismen tödliche Werte.

Seemannshöft, Südufer am Westende des Hamburger Hafens, Ebbe und Flut lassen den Sauerstoffgehalt etwas pendeln. Inzwischen sind aber generell tödliche Werte für Gewässerorganismen erreicht.

Meerforellenfänge über Jahrzehnte zeigen in langjährigen Datenreihen, wie sich die Gesundheit der Elbe verändert hat:

http://www.salmonidenfreund.de/pages/beispielhaftes/die-elbe-bei-hamburg.php

Während der schlechten Wasserqualität der „Abwasserjahre“ bis Ende der 1980er konnten nur bei hohem Abfluss der Elbe Meerforellen den Hamburger Hafen passieren. Fänge im Heidebach Seeve, der oberhalb des Hafens in die Elbe mündet, belegen dies. Mit den erheblichen Verbesserungen in der Abwasserreinigung, gekoppelt mit den generellen Umweltverbesserungen ab Anfang der 1990er, zeigen die Meerforellenfänge den schnellen Eintritt des Gesundungsprozesses der Elbe.

Nach der vorigen Elbevertiefung jedoch Ende der 1990er und der Zerstörung der letzten großen Elbe-Lunge im westlichen Hamburger Elbe-Bereich („Mühlenberger Loch“) brechen die Fangzahlen dramatisch ein – fast vergleichbar den vorherigen „Abwasserjahren“. Man kann sagen: die beiden morphologischen Veränderungen haben die Elbe-Gesundheit wieder zurück geworfen, die milliardenschweren Ausgaben der Abwasserreinigung in weiten Bereichen zunichte gemacht.

Wer Vogelverhalten zu deuten weiss, bekommt übrigens von den Möven etwas geboten: Wenn die Flut das sauerstoffarme Wasser der Elbe Richtung Norderelbbrücken aufwärts schiebt, stauen sich große Mengen Fisch, insbesondere Jungstint, dort. Große Mövenschwärme sind vom Zug aus zu beobachten, wie sie bequem unter den an der Wasseroberfläche konzentrierten Fischen leichte Beute machen.

Querab vom Hamburger Großmarkt, nicht leicht vom fahrenden Zug in der Morgensonne aufzunehmen: Möven warten auf dem bei Ebbe frei gefallenen Süßwasserwatt auf die Flut - und die Fische.

Flut querab vom Hamburger Großmarkt: nach der Mahlzeit verdauen die Möven, auf dem Bahngeländer sitzend. Bitte beachten Sie: nach Wochen scheint die Sonne mittags mal nicht.

Read Full Post »

Das schon seit Monaten bestehende Niederschlagsdefizit, die Heidewasserentnahme sowie intensive Wasserentnahme aus dem oberen Grundwasserleiter für landwirtschaftliche Beregnung zeigen ihre Folgen:

In den Bächen fehlen Dezimeter Wasserstandshöhe! Die Fischunterstände fallen trocken.

Kein Idyll an der Seeve: trocken gefallene Erlenwurzeln, verloren gegangene Fischunterstände.

Es bleibt die Frage, wann die Wasserbehörden endlich Management-Pläne und Vorgaben für solche Situationen schaffen und anwenden – das Medium Wasser erscheint zur Zeit als reines Ge-/Verbrauchsgut.

Read Full Post »

Wir haben mal nach unseren neusten beiden Treibselsammlern gesehen. Angesichts der Tropenhitze und keinerlei Niederschlägen ist der eine nicht mal nass geworden, da er am extrem erodierten Ufer steht.

Noch nichts gesammelt, da trocken geblieben bei dem andauernden Niedrigstwasserabfluss.

Tierspuren im Ufersand des zweiten Treibselsammlers.

Als Überraschung sahen wir am zweiten Spuren, die uns von den Otter-Fachleuten als die des Fischotters bestätigt wurden.

Und dann – an vielfältiger Stelle: DIE Bach-Libelle, Cordulegaster boltoni. Es lohnt sich, Bäche zu restaurieren!

Vielfältiger Este-Abschnitt - sehen Sie, was an dem trockenen Stengel sitzt?!

Da ist sie ja - Cordulegaster boltoni, die Zweigestreifte Quelljungfer.

Es ist aber auch an der Zeit, die Bäche vor übermäßigem Abpumpen oberflächennahen Grundwassers zu schützen!

Achtung, hier wirkt das ErneuerbareEnergieGesetz - Dank Steuersubvention wird Ackerfrucht beregnet, wo standorttypisch Grünland hingehört.

High noon - es geschah mitten am hellen Tag (und es geschieht täglich wieder - überall...).

Grundwasserabsenkung und Bachvernichtung - wann wird diese ineffektive Verschwendung zu heißester Tageszeit endlich verboten?!

Read Full Post »

Am 2. Juli 2010 überreichte Loki Schmidt drei Mal ihre Anerkennung für überragende Leistungen im Naturschutz, die Loki-Schmidt-Silberpflanze. Geehrt wurde unter anderem Reinhard Kempe, Arbeitskreis Naturschutz in der Samtgemeinde Tostedt e.V. – Auf dessen Homepage steht eine Seite über diese Veranstaltung. Die Veranstaltung fand statt in einem Gewächshaus des Botanischen Gartens, Hamburg.

Der Eingang des Botanischen Gartens in Klein Flottbek, Hamburg. Was will uns der Mann mit dem Apfel (?) sagen. Vielleicht erst einmal nichts – er hat ja den Mund voll.

Ein kleiner Rundgang vorab mit Blick auf Gewässer-Bezogenes entspannte.

Der Veranstaltungsraum, Schirm-teilbeschattet und unbesetzt. Ein Lüftchen weht durch, noch lässt es sich hier aushalten.

3 Silberpflanzen warten auf ihre Empfänger.

Sehr schön – Löwenzahnwiese, für Bildungszwecke geschützt.

Schatten, eine Wohltat an diesem Tag! In Zeiten des Klimawandels sollten wir mehr auf Schatten-schaffen durch Grün achten.

Typischer Baufehler! Liebe Bauleute, Gärtner und Landschaftsplaner, bitte achtet doch darauf, dass verwendetes Kunstmaterial – so es denn wirklich nötig ist – nicht über die Zeit sichtbar wird.

Wenn ein Gewässerbiologe durch einen Botanischen Garten schlendert, fällt sein Blick zwangsläufig auf Wässriges. Dabei kommen allerlei Gedanken, auch z.B., dass Gärtnern nicht unbedingt entgegen natürlichen Grundlagen erfolgen muss. So bestehen allerlei Verbesserungsmöglichkeiten an den stehenden und fließenden Gewässern, die angesichts der Bildungsmöglichkeiten im Botanischen Garten – auch weil sie der Lebensraum- und Wasserqualitätsverbesserung generell dienen – unbedingt umgesetzt werden sollten.

Immer und überall zu sehen: typisches „Bau“ufer – Steilwand verhindert Pflanzenwachstum im Land-Wasser-Übergang. Wer hier reinfällt, kommt nicht wieder raus! – Bitte die Ufer flach einbinden.

Typisches „Ensemble“ für den schmutzigen See: Enten und Karpfen. Dementsprechend sieht das Wasser auch aus.

In England nennt man den Karpfen „Bagger des Süßwassers“ – dieses Maul gräbt alles um.

Durch Entenfüttern künstlich erzeugte hohe Vogeldichte – Dreckwasser ist die Folge.

Bei dieser Hitze erscheint selbst das Schmutzwasser des Ententeichs zu erfrischen.

Gärtners Quelle. Schade, dass die Flottbek, das einzige ganz-hamburgische Bach-Einzugsgebiet, hier unter dem Botanischen Garten im Rohr fließt.

Gärtners Bachlauf – vom Pflasterer erstellt.

„Gib einem Landschaftsplaner einen Bach – und er macht einen Sumpf daraus.“ – Schilfröhricht statt Gehölzsaum.

Dass es auch anders geht, zeigt die Nordamerika-Sektion im Botanischen Garten. Licht und Schatten entlang des Bachtals.

Auch hier immer gute Erholung, Entspannung bei der Hitze: im (Buchen-)Wald.

Der heimische Wald und seine Tierwelt, sehr gute Information. – Haben auch Sie schon Ihren „Hausbaum“ gepflanzt?

Schön wäre es, wenn vom Botanischen Garten ein Ausgang Richtung ZSU (Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung) bestünde. Dort ist allerhand Sehenswertes und etliche interessante Veranstaltungen finden statt.

Zahlreich Richtung S-Bahn abwandernde Schüler zeigen, dass die Veranstaltung im ZSU offenbar vorbei ist.

Ach, typisch für grüne Wohngebiete: Rasenschnitt und Vertikutiergut im öffentlichen Raum. Als hätten die Privatiers noch nichts von den Wohltaten des Kompostierens gehört.

Tatsächlich, die Veranstaltungsstände werden abgebaut – hier der zu Wandsbeks Bachpatenschaften.

Da sehe ich auf dem Rückweg bewegtes Wasser – warum entdecke ich die kleinen Fische nicht, oder was ist da los?!

Da hat mich doch tatsächlich ein Düsensprenger mit seinen feinsten Tröpfchen gefoppt!

So, Rundgang und ZSU-Besuch sind geschafft – schnell noch etwas essen.

Gibt der Blick am „Café Palme“ einen Vorgeschmack auf das Hamburg der Zukunft?

Die Zeit ist fortgeschritten, die Veranstaltung beginnt.

Die Halle füllt sich – inzwischen ist es tropisch heiß.

Reinhard Kempe und HAN-Reporterin Silke Häußler im Gespräch. Loki und Helmut Schmidt treffen ein.

Die Presse stürzt sich auf die Schmidts.

Loki Schmidt begrüßt die Gäste, Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Johannes Martens freut sich, dass alles klappt.

Reinhard Kempe vom Arbeitskreis Naturschutz Tostedt ist begeistert. Die Silberpflanze ehrt langjährige, ausgezeichnete Arbeit.

Die Schluss-Laudatio bestritt, launig und kurzweilig wie gewohnt, Dr. Hans-Helmut Poppendiek. Horst Bertram, Botanischer Verein zu Hamburg e.V., erhielt seine Silberpflanze.

Und dann ab nach Hause.

Auf dem Weg zur S-Bahn – der Nackte steht immer noch in praller Sonne. Ich freue mich auf den klimatisierten Metronom.

Read Full Post »